Krankenhäuser sollen deutlich mehr Leistungen ambulant erbringen und erhalten rund 30 Prozent weniger Vergütung. Das stellt die Häuser nicht nur vor finanzielle Probleme, auch der Umbau der Krankenhausstrukturen und -prozesse ist aufwändig.
Die Ambulantisierung in den Krankenhäusern nimmt deutlich Fahrt auf. Michael Weber, Vorsitzender des Fachausschusses Medizin der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und Vorsitzender des Verbands leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK), ist Insider: Für die DKG hat er den AOP-Katalog und die Hybrid-DRG mitverhandelt. „Seit 2022/2023 sind die ambulanten Operationen an Krankenhäusern um 30 Prozent angestiegen – im ambulanten Sektor um immerhin fünf Prozent“, so Weber im März auf dem DRG | Forum 2024 in Berlin. Er macht den Schub bei den ambulanten Operationen am Krankenhaus auch für den Rückgang bei den stationären Fallzahlen mitverantwortlich.
Damit entwickelt sich der stationäre Sektor in Deutschland in die von der Politik gewünschte Richtung: Leistungen, wann immer es medizinisch möglich ist, ambulant anzubieten und durchzuführen. Der Aufholbedarf in Deutschland gegenüber anderen OECD-Staaten ist unbestritten. Bis aber das 2022 im IGES-Gutachten konstatierte Ambulantisierungspotenzial von rund jeder vierten Krankenhausleistung erreicht wird, dürfte es dennoch ein langer Weg sein.

Mehr Ambulantisierung, weniger Erlöse
Denn trotz der offensichtlichen Vorteile einer konsequenten Ambulantisierung am Krankenhaus wie beispielsweise Ressourcen- und Personaleinsparungen bleiben zentrale Finanzierungsfragen ungeklärt. „Das Problem ist, dass wir mit zunehmendem Ambulantisierungsgrad unsere Erlöse mindern“, erklärt Weber. Cirka 70 Prozent einer DRG bekommen die Häuser, wenn sie die Leistung ambulant erbringen. „Wenn wir alles ambulantisieren würden, kämen wir bei einem Mindererlös von 17 Millionen Euro heraus“, rechnet Geschäftsführer Jörg Martin der Regionalen Kliniken Holding (RKH) in Ludwigsburg vor. In Zeiten, in denen vier von fünf Häusern mit roten Zahlen rechnen, dürfte das primäre Interesse der Klinikmanager eher auf dem Erwirtschaften positiver Deckungsbeiträge liegen. Das Beratungsunternehmen Consus hat die unterschiedlichen Erlöskonstellationen für ambulante Leistungen verglichen und kommt ebenfalls zu dem Schluss: „In fast jeder Konstellation ist der DRG-Erlös den anderen Erlösen überlegen. Und keine der typischen ambulanten Vergütungsformen – also weder der EBM noch die Hybrid-DRG – kann die Kosten einer Behandlung im stationären Krankenhaussetting decken.“
Die Ambulantisierung ist damit ein bedeutender Teil des umfassenden Transformationsprozesses der Kliniken. Nur den wenigsten Häusern gelingt es, stationäre Leistungen kostendeckend ambulant zu erbringen. „Wir können ambulant, aber wir können es nicht wirtschaftlich“, urteilt Martin. Mit dieser Einschätzung steht er nicht alleine da.
Sana-Vorstand Jens Schick sagt: „Es ist schwierig, ambulante Strukturen im Krankenhaus zu etablieren.“ Am erklärten politischen Ziel einer zunehmenden Ambulantisierung kommt aber kein Krankenhaus mehr vorbei, auch weil immer mehr Leistungen nicht mehr stationär erbracht werden dürfen. So bleibt den Krankenhäusern nichts anderes übrig, als sich eine Ambulantisierungsstrategie entsprechend dem eigenen Leistungsportfolio zu entwickeln.
APO-Katalog ist noch kein Durchbruch
Allerdings hakt es noch an den Voraussetzungen.
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