Die OECD warnt in einem aktuellen Report vor den steigenden sozialen und wirtschaftlichen Kosten psychischer Erkrankungen. Weil Schätzungen zufolge jeder zweite Mensch im Laufe seines Lebens von einem psychischen Leiden betroffen sei und sich dies auf Berufsaussichten, Einkommen und Produktivität auswirke, überstiegen die direkten und indirekten Folgekosten psychischer Erkrankungen in vielen OECD-Ländern 4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Nationalen Regierungen empfehlen die Autoren, ihre Bemühungen um die zumeist schlecht ausgestattete und vernachlässigte Versorgung auf diesem Gebiet zu verstärken.
Menschen mit psychischen Störungen haben eine um bis zu 20 Jahre geringere Lebenserwartung und hätten ein um das 6- bis 7-fache höheres Risiko arbeitslos zu sein. Dennoch bestehe in allen OECD-Ländern eine Unterversorgung in diesem Bereich. Zwischen einem Drittel und der Hälfte der Betroffenen erhalte keine Behandlung. Dabei sei auch der Mangel an verlässlichen Daten ein Problem: Nur wenige Länder könnten präzise messen, welche Ressourcen sie auf die Versorgung psychisch kranker Menschen bereitstellen, was auch die Bestimmung des Bedarfs und die Ressourcenverteilung erschwerten.
Zur Verbesserung der aktuellen Lage schlagen die Autoren vor, vor allem in der hausärztlichen Versorgung anzusetzen. Die Allgemeinmediziner seien ohnehin in vielen Ländern für Diagnose, Behandlung und Management psychischer Leiden zuständig, hätten aber meist nicht die ausreichenden Mittel und die nötige Expertise, um dieser Verantwortung ausreichend nachzukommen. Hier bedürfe es zusätzlicher Investitionen, aber auch spezieller Schulungen und Trainings für Mediziner und Mitarbeiter. Zudem müsse die Überweisung an Fachärzte erleichtert werden. Ergänzend sehen die Autoren aber auch die Notwendigkeit, den Zugang zu Psychotherapieangeboten zu erleichtern.
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OECD-Report prangert Unterversorgung psychischer Leiden an

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