Patienten mit einem festen Hausarzt suchen seltener Kliniken auf als andere Versicherte, zumindest im Südwesten Deutschlands. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg über die Effekte der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Mehr als 4.500 Krankenhauseinweisungen pro Jahr seien vermieden worden. „Die HZV setzt in der ärztlichen Versorgung auf den Teamgedanken und hat den Tanker Gesundheitswesen langsam, aber sich auf einen neuen, vielversprechenden Kurs gebracht", sagten die beiden Leiter der Studie, der Frankfurter Gesundheitsökonom Ferdinand Gerlach und Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin in Heidelberg.
Nach dem Prinzip der HZV willigen Patienten per Vertrag ein, eine bestimmte Praxis aus dem Kreis der Vertragsärzte zu wählen und im Gegenzug Fachärzte oder Kliniken nicht auf eigene Faust aufzusuchen. Die Kassen bieten den Versicherten dafür mitunter finanzielle Anreize und Vergünstigungen. Zu den Pflichten der Vertragsärzte gehört es, an einem strukturierten Erfahrungsaustausch und Fortbildungen teilzunehmen. Sie werden außerdem angehalten, sich bei der Verschreibung von Behandlungen an Leitlinien der Krankenkassen zu orientieren.
Das gute Ergebnis ist laut Szecsenyi kein Zufall. HZV-Patienten hätten pro Jahr 3 Hausarztkontakte mehr als die Versicherten in der Regelversorgung. Dadurch nähmen überflüssige Behandlungen bei Fachärzten ab und es würden weniger Medikamente verschrieben. Im Schnitt 100 Euro weniger Arzneikosten kommen danach auf jeden Versicherten in der HZV. Laut der Studie profitieren insbesondere chronisch Kranke und ältere Menschen von dem System, beispielsweise indem schwierige Krankheitsverläufe erst gar nicht eintreten. So seien durch den Hausarztvertrag alleine 250 Hüftgelenksfrakturen im Jahr vermieden worden.