Im deutschen Gesundheitssystem gibt es aus Sicht der Industrieländerorganisation OECD und der Bertelsmann-Stiftung „Qualitäts-, Effizienz- und Gerechtigkeitsprobleme". Dies zeigten große regionale Unterschiede bei den erbrachten medizinischen Leistungen. „In manchen Städten und Landkreisen werden acht Mal mehr Einwohner an Mandeln operiert als anderswo", teilte die OECD am Dienstag im Zuge der Vorstellung einer umfangreichen Studie offiziell mit. Ähnlich große regionale Unterschiede gebe es bei der Entfernung des Blinddarms, der Prostata oder beim Einsetzen eines Defibrillators am Herzen. „Rein medizinisch sind derart hohe Abweichungen ebenso wenig zu erklären wie durch Alters- oder Geschlechtsstrukturen", heißt es in der Mitteilung.
In einigen kreisfreien Städten und Landkreisen wie Bad Kreuznach, Bremerhaven oder Delmenhorst würden seit Jahren acht Mal so vielen Kindern die Mandeln herausgenommen wie anderswo. „Offensichtlich spielen hier andere Faktoren eine Rolle als nur die medizinische Notwendigkeit", sagte Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Auch beim Einsatz von künstlichen Kniegelenken, bei Kaiserschnitten oder Gebärmutterentfernungen unterscheide sich die Operationshäufigkeit zwischen den Regionen um das Zwei- bis Dreifache. Die OECD-Studie kommt für die anderen untersuchten Länder, darunter Frankreich, Spanien und England, zu ganz ähnlichen Ergebnissen.
Das Kapitel über Deutschland wurde in der Studie von Philipp Storz-Pfenning vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verfasst.