Über die jüngsten Studie der Industrieländerorganisation OECD und der Bertelsmann-Stiftung zu den geografischen Unterschieden in den stationären Behandlungszahlen zeigen sich die kritisierten Krankenhäuser in Bad Kreuznach irritiert. Die OECD hatte am Dienstag in einer Pressemitteilung unter anderem geschrieben, dass in einigen kreisfreien Städten und Landkreisen wie Bad Kreuznach, Bremerhaven oder Delmenhorst seit Jahren acht mal so vielen Kindern die Mandeln herausgenommen würden als anderswo.
Dazu teilte das Krankenhaus Kreuznacher Diakonie (DK) – eines von zwei Kliniken im Kreis Bad Kreuznach – am Dienstag Nachmittag mit, man könne „diese Ergebnisse nach Auswertung der Daten nicht nachvollziehen". Stattdessen zeige die Auswertung der Fallzahlen in der Klinik, „dass Entfernungen der Gaumenmandeln bei Kindern und Jugendlichen in unserem Hause seit Jahren rückläufig" seien. Pro 10.000 Einwohner sei den DK-Daten zufolge zwischen 2010 und 2012 im Durchschnitt 64 Mal pro Jahr operiert worden, rechnet man der DK-Klinik 50 Prozent der Einwohner des Landkreises zu.
Das Krankenhaus St. Marienwörth der Franziskusbrüder vom Heiligen Kreuz teilte mit, man stehe in Kontakt mit der Bertelsmann-Stiftung. Derzeit sei die Studie noch nicht komplett veröffentlicht und die Methodik nicht offengelegt. Allerdings könne man „die angebliche Zunahme der Häufigkeit dieser Operation im Kreis Bad Kreuznach nicht nachvollziehen, da die OP-Häufigkeit sowohl im Krankenhaus St. Marienwörth als auch im Krankenhaus der Kreuznacher Diakonie insbesondere in den Jahren 2010 bis 2013 nachweislich deutlich abgenommen" habe. Eine mögliche Erklärung für die von der Bertelsmann-Stiftung angenommenen Zahlen sei der Wohnortbezug der Studie. „Wer im Landkreis Bad Kreuznach wohnt, muss nicht zwingend auch hier operiert werden", so die Erklärung. Aus Gründen der Sorgfalt werde das Krankenhaus St. Marienwörth nun zunächst die tatsächliche Veröffentlichung der Datengrundlagen und der angewandten Statistiken abwarten, um dann eine abschließende Bewertung vorzunehmen. „Grundsätzlich begrüßen wir die Forderung von OECD und Bertelsmann-Stiftung nach einheitlichen Leitlinien bei Mandeloperationen. Dies bringt größere Entscheidungssicherheit für Ärzte und Patienten", erklärt Alexandra Markus, Sprecherin des Krankenhauses St. Marienwörth.