Die zunehmende Bürokratie und Regulierung von Medizinprodukten dämpft das Innovationsklima der Industrie. Der Innovationsklimaindex des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) sank von 6,2 Punkten im Jahr 2013 auf aktuell 4,9. Zwar erwarteten die Unternehmen in diesem Jahr ein Umsatzplus von 3,4 Prozent. Gewinn und Margen schrumpften jedoch, sagte BVMed-Vorsitzender Meinrad Lugan am Dienstag in Berlin. Der Verband bemängelte eine „innovationsfeindliche Politik" der Krankenkassen.
„In der Versorgungspraxis werden wir leider immer häufiger von der Selbstverwaltung ausgebremst", sagte Lugan. Es dauere „viel zu lange", bis Innovationen in der ambulanten Versorgung ankämen. „Bei der Telemedizin warten wir noch immer auf eine Umsetzung", so Lugan weiter. Der Gesetzgeber habe eine Frist zur Aufnahme von telemedizinischen Leistungen im Einheitlichen Bewertungsmaßstab der Kassen bis zum 31. März 2013 vorgegeben. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) verhindere auf diese Weise etwa eine elektronische Wunddokumentation.
Kritisch sieht der BVMed auch die im Versorgungsstärkungsgesetz geplante Nutzenbewertung neuer Medizinprodukte durch den G-BA. Nach Aussage von BVMed-Geschäftsführer Joachim Schmitt würde das gesamte Verfahren zwischen dem Antrag des Krankenhauses auf eine Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode (NUB) und der Zulassung 4,5 Jahre dauern. Dabei betrage der durchschnittliche Produktlebenszyklus gerade 3 Jahre. Der Verband wende sich nicht generell gegen eine Nutzenbewertung von Hochrisikomedizinprodukten. Sie müsse aber „innerhalb von zwei Jahren und in einem transparenten Prozess abgeschlossen" sein.
Mit Blick auf die Aussichten der Medizinproduktebranche sprach Schmitt von „äußerst bescheidenem Optimismus ohne Silberstreif am Horizont". Die Wissenschaft solle Wege ergründen, wie NUBs jenseits klinisch doppelblinder randomisierter Studien bewertet werden könnten. Schließlich seien Medizinprodukte nicht eins zu eins mit Arzneimitteln, bei denen diese Art von Studien üblich sei, gleichzusetzen.