Fast 30 Prozent der im vergangenen Jahr verordneten Antibiotika waren hinsichtlich der Diagnose fragwürdig. Das ist ein zentrales Ergebnis des ersten Antibiotika-Reports der DAK-Gesundheit, für den die Krankenkasse anonymisierte Arzneimittel- und Diagnosedaten analysiert hatte. Danach wurden die Medikamente entgegen der Behandlungsrichtlinien insbesondere bei Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis oder Husten verschrieben. Von Ärzten forderten Arzneimittelexperten deshalb auch ein kritischeres Bewusstsein im Umgang mit Antibiotika und eine bessere Aufklärung der Patienten. Mediziner müssten keine Zugeständnisse machen, „die therapeutisch gar nicht nötig sind", sagte der Gesundheitsökonom und Pharmazeut Gerd Glaeske.
Zudem zeigte die Studie, für die die DAK neben ihren Versicherten auch etwa 3.000 Menschen direkt befragt hatte, dass rund 40 Prozent nicht gut über die Einsatzgebiete der Wirkstoffe informiert sind. So glaubten sie etwa, Antibiotika würden auch bei Virusinfekten wirken. Allerdings dienen diese Medikamente nur der Behandlung bakterieller Infektionen. Trotzdem würden sie häufig bei Erkältungen oder Bronchitis eingesetzt. Rund 75 Prozent der Befragten erwarteten sogar eine Antibiotika-Verordnung, wenn Erkältungsbeschwerden nicht von selbst besser würden. „Antibiotika schaden in solchen Fällen aber mehr als sie nutzen. Sie können Nebenwirkungen verursachen und verschärfen das Risiko der Resistenzbildung", sagte Glaeske.
Vor allem in Kliniken zeigten sich laut der Analyse die Folgen der Über- und Fehlversorgung. Dort gefährdeten resistente Bakterien die Gesundheit der Patienten. So trugen beispielsweise von einer Millionen DAK-Versicherten, die 2013 in Krankenhäusern behandelt wurden, etwa 20.000 einen resistenten Keim in sich. 2010 lag diese Zahl dem Report zufolge noch bei rund 15.000 Betroffenen.
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Antibiotika häufig falsch eingesetzt
