Eine Ergebnisverbesserung von 40 Millionen: Diesen Plan hat das Parlament der Region Hannover gestern mit knapper Mehrheit zur Sanierung des kommunalen Klinikverbunds KRH beschlossen. Hauptstreitpunkt war die geplante Schließung des KRH-Standorts Springe, eine von 11 Kliniken des Verbunds. Bettenleerstände, der bevorzugte Gang der Springer zu Fachabteilungen und der allgemeine Wechsel hin zu ambulanten Behandlungen seien das Kernproblem des Krankenhauses gewesen, wird ein Vertreter der Rot-Grünen Koalition vom Online-Nachrichtenportal „Leinetal Online News" (LON) zitiert. Die Verlagerung des stationären Versorgungsumfangs nach Gehrden erscheine sachgerecht und stärke den Standort im Südwesten Hannovers, „bei allem verständlichen Schmerz, den diese Entscheidung in Springe verursacht", heißt es weiter. Im Gegenzug sei für Springe eine 24-Stunden-Notfallversorgung geplant.
Kritik kam allerdings aus den eigenen Reihen der rot-grünen Regionalregierung. In deren Koalitionsvertrag ist noch von der Sicherung des Standorts zu lesen. „Fragen nach Zahlen für Springe sind offen geblieben, das ist ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter", sagte Elke Thielmann-Dittert von den Springer Grünen laut LON . Regionspräsident und KRH-Aufsichtsratsvorsitzender Hauke Jagau erwiderte, die Arbeitnehmer hätten den Beschluss zu weiten Teilen mitgetragen. Da in dem Krankenhaus nicht die nötige Qualität erreicht werden könne, habe der Standort keine Zukunft. „Ich habe Verständnis für die Sicht der Springer, aber die Region hat einen Gesamtversorgungsauftrag", wird er weiter zitiert.
Konkret ist vorgesehen, die Behandlungsarten zwischen den Nachbar-Kliniken in Gehrden und Springe neu aufzuteilen. Während im Klinikum Robert Koch in Gehrden künftig die stationäre Behandlung konzentriert werde, soll die Versorgung der Patienten am Standort Springe durch eine ambulante Praxisklinik erfolgen, in der auch eine Erstversorgung von Notfallpatienten erfolgen könne. Das hatte die KRH bereits bei der ersten Präsentation der „Medizinstrategie 2020" im Oktober angekündigt. Gestern stimmten schlussendlich 56 Prozent dem Sanierungsplan zu, deutlich weniger als die 67-prozentige Mehrheit der Koalitionäre.
Auch einige andere defizitäre Abteilungen sollen geschlossen werden. Von den 4 vorhandenen Geburtskliniken im Verbund sollen die beiden Bereiche in Nordstadt und Großburgwedel laut KRH nicht weiter betrieben werden. Profitabel wird die Sparte dadurch zwar nicht, denn auch die verbleibenden Geburtshilfen in Neustadt und Gehrden weisen laut KRH „erhebliche wirtschaftliche Defizite" auf. Sie seien jedoch für die Versorgungssicherheit der Patienten in der Region unabdingbar. Der Rest könne durch andere Klinikträger in der Umgebung aufgefangen werden. Die Strategie sieht außerdem vor, die Standorte Großburgwedel und Lehrte in einem Neubau zusammen zu legen. Daneben will die KRH die Altersmedizin ausbauen, in stark nachgefragte Bereiche wie der Lungenheilkunde und Neurochirurgie investieren und ein Endoprothetik-Zentrums in Laatzen schaffen.
„Mein Ziel war es immer, das KRH in kommunaler Trägerschaft zu halten – heute haben wir die Grundlage dafür geschaffen", sagte Jagau gestern in Hannover. „Die vergangenen Wochen waren herausfordernd. Umso mehr freut es mich, dass die Regionsversammlung die Kraft aufgebracht hat, solche wichtigen, aber nicht unbedingt populären Entscheidungen zu treffen." Das KRH könne nun mit der Umsetzung der Medizinstrategie starten und beginne damit einen Prozess, der beispielhaft sei für kommunale Krankenhäuser in Deutschland.