Die Digitalisierung des Gesundheitswesens führt nach Ansicht führender Politiker der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu zentralen Fragen der Datensicherheit. Auf einer öffentlichen Tagung im Reichstagsgebäude sagte der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU), er sei sich nicht sicher, dass es gelinge, im Gesundheitswesen einen vollumfänglichen Datenschutz sicherzustellen. Zugleich bekräftigte er seine Hoffnung, dass die elektronische Gesundheitskarte (eGK) nun rasch in die Spur komme. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erteilte Forderungen eine Absage, die Organe der Selbstverwaltung weniger hart zu sanktionieren, falls diese die Fristen für die eGK nicht einhielten: „Ich glaube, wenn alle sich anstrengen, sind die Zeitpläne einzuhalten."
Deutschland habe noch immer die Chance, Vorreiter der Digitalisierung zu werden. Trotz aller Skepsis in der Bevölkerung in puncto Datensicherheit gebe es zu konkreten Projekten in der Regel große Zustimmung. Ziel Gröhes ist die elektronische Patientenakte. Dafür sollen bis 2018 die Voraussetzungen geschaffen werden, sagte der Minister. Zugleich kündigte er eine Verordnung an, die festlegen solle, welche Einrichtungen des Gesundheitswesens unter das in Arbeit befindliche IT-Sicherheitsgesetz fielen. Auch bei Apps müsse über Zulassungsverfahren debattiert werden, erklärte Gröhe. Schließlich sei der Übergang von einer privaten Softwareanwendung zu einem Medizinprodukt fließend. Als Beispiel nannte er Applikationen für Diabetiker zur Steuerung der Insulinvergabe.
Gröhe verwies ferner auf die ebenfalls am Montag veröffentlichte Studie „Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps - Charisma", laut der geklärt werden müsse, ob und gegebenenfalls wie Apps in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden könnten. In der April-Ausgabe des Fachmagazins „f&w führen und Wirtschaften im Krankenhaus" berichtet die Expertin für Telemonitoring Neltje Piro ebenfalls über neue Trends im Telemonitoring und Einsatz von Smartphones im Klinikalltag.
Nach den Worten von Heyo K. Kroemer, Dekan der Universitätsmedizin Göttingen, bietet die Kombination von Big Data, Versorgungsforschung und E-Health eine „einmalige Gelegenheit" für bessere Behandlungen und ein effizienteres Gesundheitssystem. Zugleich sieht Kroemer die Gefahr, dass bei mangelnder Innovationsfreude in Deutschland „unser Gesundheitssystem von der Westküste der USA gesteuert" werde. Er unterstützt insbesondere den Plan Gröhes in puncto Elektronische Patientenakte und fordert eine gesetzliche Pflicht aller Krankenhäuser zur Einführung der E-Akte. Dann gebe es Druck auch auf die niedergelassenen Mediziner, sich dem anzuschließen, und eine umfassende Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens könne die Folge sein. Bereits vergangene Woche hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut ein E-Health-Gesetz 2.0 gefordert. Gröhe ging auf diese Forderung indes nicht ein.
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