Der Pflege- und Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), hat die christlichen Krankenhäuser heftig angegriffen, sich zugleich aber zu deren wichtiger Rolle bekannt. Auf der Jahrestagung der Christlichen Krankenhäuser in Deutschland (CKiD) sagte Laumann während einer Podiumsdiskussion, er könne „nicht überall erkennen", dass konfessionelle Kliniken mit ihren Mitarbeitern besser umgingen als Kliniken in anderer Trägerschaft. Das betreffe etwa die Personalschlüssel. Manches Haus streiche auch kurzerhand der Krankenschwester das Weihnachtsgeld, um mit den Mitteln Investitionen zu tätigen.
Zum Ende der Veranstaltung sagte er aber auch, er hoffe, dass sich der Anteil der Häuser in kirchlicher Trägerschaft im gesamten stationären Sektor bis zur nächsten CKiD-Tagung in zwei Jahren von derzeit etwa einem Drittel nicht verringere. Trotz der nicht durchgängig positiven Bilanz zeige sich, dass in Regionen mit vielen christlichen Krankenhäusern die Tarifbindung wesentlich höher sei als in solchen ohne christliche Träger. „Die privaten Häuser drücken die Löhne nach unten", sagte Laumann. Das sei in der Altenpflege noch wesentlich ausgeprägter als bei den Krankenhäusern.
Laumann forderte die christlichen Häuser dazu auf, stärker zu kooperieren. Er könne nicht nachvollziehen, dass katholische und evangelische Krankenhäuser vor Ort sich oft als Konkurrenten verstünden anstatt zu überlegen, wie sie gemeinsam arbeitsteilig die Versorgung organisieren könnten.
Der Christdemokrat warnte die Krankenhäuser, immer nur über eine mangelnde Finanzierung zu jammern und mehr Geld zu fordern. Namentlich griff er die DKG an: „Die Lobby der Krankenhäuser hat dazu geführt, dass das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) so weichgespült wurde, wie man etwas nur weichspülen kann. Da steht man als Patientenbeauftragter staunend da." Der DKG warf er vor, bei den Qualitätsberichten Transparenz zu bekämpfen.
Ansgar Veer, Geschäftsführer des St. Bonifatius Hospitals in Lingen und Vorstandsmitglied des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands (KKVD), erwiderte, dass es viele gelungene Beispiele für gute Kooperationen gebe. Als Beispiel nannte er das evangelische Krankenhaus und das katholische St. Marien-Hospital in Hamm, die als „Gesundheitsverbund Hamm" am Vorabend den CKiD-Sonderpreis erhalten hatten, weil sie „nach innen wie nach außen erfolgreich ihre ökumenische Unternehmensstrategie" kommunizierten. Des Weiteren gebe es heute drei bis vier mal so viele Verbünde wie Ende des vergangenen Jahrzehnts. Veer nannte darüber hinaus Beispiele, wo konfessionelle Kliniken in strukturschwachen Regionen gemeinsam mit der Kommune und den Hausärzten die ambulante Versorgung sicherstellen, „obwohl das nicht unsere Aufgabe ist".
Diese dezentralen Ansätze stocken aber regelmäßig an Berliner Vorgaben. Das machte der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnehmende Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes Martin Litsch deutlich. Die Diskussionen im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) seien „erschreckend", sagte er und sprach von „sektorspezifischer Eigenbrödelei". Dabei müssten sich Krankenhäuser viel stärker vernetzen, nicht nur untereinander, sondern auch mit den ambulanten Strukturen und mit Pflegeeinrichtungen. Sektorenübergreifende Qualitätsberichte müssten eine „Selbstverständlichkeit" sein.
In den weiteren Kategorien zeichnete der CKiD-Verband im Rahmen seines PR-Preises die Barmherzigen Brüder Trier (Print), die Kliniken im Theodor-Wenzel-Werk (Online), das Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal (Video) und das Sankt Elisabeth Hospital Gütersloh (Hörfunk) aus.