Vermeidbare stationäre Notaufnahmen in Krankenhäusern kosten das Gesundheitssystem jährlich 4,8 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag vorgestellte Studie des IGES Instituts im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Etwa 3,5 Millionen Notfälle hätten „durch eine effektive und rechtzeitige ambulante Versorgung prinzipiell" verhindert werden können, heißt es in der Pressemitteilung des Zi, darunter fast 1,8 Millionen Fälle ohne Einweisung. Rund die Hälfte der Aufnahmen erfolge zu den üblichen Praxisöffnungszeiten, sagte der Geschäftsführer des IGES Instituts, Martin Albrecht.
Die Notfallversorgung müsse neu ausgerichtet werden, forderte der Vorstandsvorsitzende des Zi, Andreas Gassen. Das Geld aus der „milliardenschweren Fehlsteuerung" solle besser in moderne ambulante Medizin investiert werden. Die Notaufnahmen der Krankenhäuser konterkarierten den gesetzlich verankerten Grundsatz ambulant vor stationär. Eine Lösung könnten laut Gassen ambulante Anlaufstellen an wichtigen Krankenhausstandorten sein.
Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Thomas Reumann, sagte in einer am Freitag veröffentlichen Reaktion auf die Ergebnisse des IGES, viele Notfälle müssten direkt ins Krankenhaus. Der Weg über den Arzttermin mit Überweisung sei eine „absolut weltfremde Fiktion". Es sei unseriös, auf dieser Grundlage 4,8 Milliarden Euro vermeidbare Behandlungskosten auszurechen. Statt „ambulant vor stationär" zu fordern, solle sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung Gedanken machen, „wie sie die Notfallversorgung in ihrer Zuständigkeit verbessert".