Das neue Ausschreibungsverfahren bei Krebsmedikamenten (Zytostatika) durch die AOK in mehreren Bundesländern hat laut Medizinern in mehreren Praxen zu „ernsthaften Problemen" geführt. „Da bricht eine Welle über uns herein", zitiert die „Welt am Sonntag" Erik Engel vom Vorstand des Bundesverbands der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO). Einem wissenschaftlichen Bericht zufolge kam es demnach in 15 Tagen in 60 untersuchten Arztpraxen zu mehr als 60 als gravierend oder sehr gravierend
eingestuften Vorfällen, darunter fehlende Chemotherapien, nicht lieferbare Begleitmedikationen oder unbefüllte Infusionsbestecke. Seit Anfang August erhalten Patienten in mehreren Bundesländern erhalten ihre Zytostatika nur noch von der Apotheke, die die entsprechende Ausschreibung der AOK gewonnen hat. Die AOK erklärte gegenüber der „Welt am Sonntag" indes, dass die neuen Versorgungsverträge „sehr positiv angelaufen" seien. Nur „in wenigen , einzelnen Fällen" habe die Umstellung „nicht vom ersten Tag an reibungslos" geklappt.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) forderte heute, die Ausschreibung bei Zytostatika abzuschaffen. „Die Versorgung aus einem Guss für ambulante Patienten am Krankenhaus darf nicht ausgehebelt werden", heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. Für die Krankenhäuser könnten Zytostatika-Ausschreibungen bedeuten, dass die im Krankenhaus ambulant behandelten Patienten zukünftig nicht mehr durch die eigene Krankenhausapotheke versorgt werden dürften. Zusätzlich müsse die Krankenhausapotheke zu einem festen, regelhaften Vertragspartner für die Krankenkassen werden - und das zu wirtschaftlich akzeptablen Rahmenbedingungen.

Zytostatika-Ausschreibung in der Kritik
