Krankenkassen kritisieren schleppenden Aufbau von Krebsregistern

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Der Aufbau klinischer Krebsregister kommt laut einem Gutachten des Beratungsunternehmens Prognos im Auftrag des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) in den meisten Bundesländern nur schleppend voran. Nur in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland sei die Umsetzung der Kriterien zur Nutzung als „fortgeschritten" zu bezeichnen und liege eine „hohe Datenqualität innerhalb der bisherigen Registrierung" vor, erklärte Prognos-Studienautor Marcel Hölterhoff am Donnerstagvormittag im Rahmen einer Pressekonferenz mit dem GKV-SV.

Gefährdet sei die volle Umsetzung in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin. In den übrigen Ländern sei der Aufbau zwar nicht gefährdet, aber kritisch. „Wir halten es durchaus für möglich, dass die Kriterien bis 2017 erfüllt werden", sagte Hölterhoff. Sollten die Register nicht fristgerecht arbeiten, müsse die Politik in die Debatte eintreten. „Es kann nicht sein, dass Beitragsgelder für Institutionen ausgegeben werden, die nicht funktionieren", kritisierte GKV-SV-Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer.

Sie hatte zuvor darauf hingewiesen, dass die Krankenkassen ab Beginn des Jahres 2018 den Betrieb der Register nur noch finanzieren müssten, wenn alle festgelegten 43 Kriterien erfüllt seien. Zur Frage, wie im Streitfall zwischen Bundesländern und Kassen entschieden werde, sagte sie: „Das wird eine interessante Debatte werden." Schiedsstellen seien nicht vorgesehen. Rund 50 Millionen Euro pro Jahr würden die Krankenkassen für die Register ausgeben, wobei die Finanzierung zu 90 Prozent über die Krankenversicherung laufe und zu zehn Prozent über die Haushalte der Bundesländer. „Ein Großteil des Problems liegt darin, dass wir als GKV zwar bezahlen, aber nicht gestalten dürfen", kritisierte Pfeiffer. Es gebe viel Gestaltungsspielraum für die Länder. Dabei zeige ein Blick ins Ausland, dass in Ländern wie Großbritannien oder Skandinavien die Register zentral organisiert seien. „Dort funktionieren sie besser", sagte Pfeiffer.

Ziel der Krebsregister ist unter anderem die flächendeckende Qualitätssicherung, die bessere Früherkennung und eine solide Basis für die G-BA-Qualitätssicherung, erklärte Pfeiffer. Es gehe dabei auch um die Frage, ob Patienten nach medizinischen Leitlinien behandelt würden. „Valide Aussagen erfordern eine vollzählige und vollständige Datenerfassung nach einheitlichen Kriterien."

Pfeiffer verlangt bundeseinheitliche Datensätze, wie es sie derzeit nur für Brustkrebs und Darmkrebs gebe. Die Interoperabilität sei ein wesentliches Kriterium für die Förderung der Register. Die GKV-Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass es etwa bei Prostatakarzinomen noch keine Einigung in den zuständigen Dachorganisationen über den Aufbau der Register gebe. Dabei sei Prostatakrebs bei Männern die häufigste Krebserkrankung „Bei Prostatakrebs wissen wir nach wie vor nicht, welche Behandlung die beste ist. Wir fürchten Überdiagnostik", sagte Pfeiffer. Manchmal sei es besser, bei dieser Erkrankung zunächst die Entwicklung zu beobachten und abzuwarten.

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