Die Qualitätsoffensive der Bundesregierung ist aus Sicht des Verbands der leitenden Krankenhausärzte (VLK) ein weiteres Instrument zur Ausdünnung der Versorgung in Deutschland. Das sagte VLK-Präsident Hans-Fred Weiser gestern zum Start des 39. Deutschen Krankenhaustages. Er bezeichnete die Pläne als „politisch angedachte Flurbereinigung im Krankenhausbereich" und gab Mindestmengenregeln als Beispiel an. Danach können Kliniken nur solche Behandlungen anbieten, die sie zuvor schon in bestimmter Zahl durchgeführt hatten.
Den Zusammenhang zwischen Menge und Qualität verneinte der VLK-Chef jedoch. Dieser sei empirisch nicht nachgewiesen bisher. Weiser vermutet, die Krankenkassen würden Mindestmengenregeln vordergründig zur Kostenreduzierung einsetzen. Entsprechende Regeln sind aus seiner Sicht jedoch lediglich dazu nützlich, „Gelegenheitseingriffe" zu verhindern, wenn hierfür nicht die nötigen fachlichen, personellen und sachlichen Grundlagen bestehen.
Als weiteres Beispiel führte Weiser angekündigte Qualitätsindikatoren zur Geburtshilfe an. Die Vorgabe sei, dass bei nicht mehr als 3 Prozent aller Fälle ein Dammriss mit schweren Komplikationen geschehen dürfe. In der Realität liegt der Wert laut Weiser aber bei 10 Prozent der Spontangeburten. Die Konsequenz dieser Vorgabe sei es, weniger Spontangeburten zuzulassen. Das führe zu einem ökonomisch getriebenen Fehlanreiz zur Steigerung von Kaiserschnitten oder zur Unterdokumentation von Komplikationen.

VLK: Mindestmengen dienen der Ausdünnung der Versorgungslandschaft
