Zum fünften Geburtstag der gesetzlich gestatteten Erprobungsverfahren zur schnelleren Einführung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) zieht ein Medizintechnikhersteller eine äußerst negative Bilanz. Die Regelung „kann man als Rohrkrepierer bezeichnen", sagte der Leiter des Fachverbandes Medizintechnik im Industrieverband Spectaris, Marcus Kuhlmann. „Heute, fünf Jahre nach Inkrafttreten des GKV-Versorgungsstrukturgesetzes (GKV-VStG), müssen wir leider feststellen, dass die Ziele des Gesetzgebers nicht realisiert worden sind. Insbesondere stellt die Erprobung gemäß § 137e Absatz 7 SGB V keine beschleunigte Alternative zu den bisher gängigen Methodenbewertungsverfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) dar."
Die Potenzialbewertung der neuen Methode und der Verwaltungsprozess bis zur Verabschiedung einer Erprobungs-Richtlinie, mit der das Studiendesign der Nutzenbewertung bestimmt wird, nehmen nach Darstellung des Industrieverbandes „schon bei günstigem Verfahrensverlauf 12 bis 26 Monate in Anspruch". Die Praxis zeige zudem, dass es für den G-BA sehr aufwendig ist, ein geeignetes Studiendesign für die Erprobung festzulegen. Denn für die Erprobung, also der eigentlichen Nutzenbewertung, werde in der Regel eine mehrjährige wissenschaftliche Studie gefordert. Das bedeutet aus Sicht von Spectaris, es können mehrere Jahren vergehen, bis eine neue Methode auf Initiative des Herstellers endgültig in die Erstattung kommt.
Damit dauere der gesamte Prozess mitunter länger als der eigentliche Innovationszyklus. Medizintechnik ist im Anschluss an ihre Einführung dann womöglich nach dem Stand der Forschung und Technik schon wieder veraltet. Das schade der deutschen Industrie. „Gerade für die vielen kleinen und mittelständischen (KMU) Medizintechnikunternehmen ist das finanziell kaum zu stemmen."
Verbesserungen erwartet die Industrie vor allem vom G-BA. Dessen Prozesse sollten entbürokratisiert und interne Abläufe beschleunigt werden. Das deutsche Gesundheitssystem lege der eigenen Medizintechnikindustrie derzeit Steine in den Weg. Die Folge: Hersteller suchten ihr Glück lieber im Exportmarkt.