Die KIS-Sparte des belgischen Unternehmens Agfa gilt seit Jahren als Verkaufskandidat. Jetzt sind die Weichen für eine Veräußerung offenbar gestellt. Interessenten soll es viele geben. Orbis, das Krankenhausinformationssystem (KIS) von Agfa, ist über 800 Mal in Europa installiert, in deutschen Kliniken ist der Konzern mit seinem KIS Marktführer. Es ist kein Geheimnis, dass Agfa seine Healthcare-Sparte verkaufen will, 2016 scheiterte der Versuch einer Übernahme durch die Compugroup spektakulär. Die deutsche IT-Schmiede wollte die gesamte Agfa-Gevaert AG übernehmen, um sich das begehrte KIS einzuverleiben. Die Unternehmung scheiterte dem Vernehmen nach an den hohen Pensionsrückstellungen des Gesamtunternehmens Agfa.
Seit Jahresbeginn ist die (relativ junge) Healthcare-IT-Sparte nun in einer eigenen Einheit organisiert, was den Verkauf einfacher machen soll – und Agfa drückt aufs Tempo. In einer Erklärung heißt es, dass der Verkaufsprozess in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 eingeleitet werden soll. Diese Aussage des an der Brüssler Börse notierten Unternehmens bringt insofern Klarheit, als in den zurückliegenden Monaten auch die Möglichkeit im Raum stand, einen Investor an Bord zu holen oder die Healthcare-Sparte an die Börse zu bringen.
Interessenten soll es mehrere geben. Zu erwarten ist, dass Wettbewerber wie der KIS-Hersteller Compugroup erneut anklopfen. Aber auch große Investoren mischen noch mit und könnten die Healthcare-Sparte schlucken. Die Kapitalgesellschaften Active Ownership Capital und Wellington Management Company LLP haben kürzlich Aktienanteile über drei Prozent von Agfa-Gevaert erworben.
2018 betrug der Umsatz des Unternehmens 2,25 Milliarden Euro, der Bereich Healthcare steuerte dazu eine Milliarde bei. Agfa bietet Orbis zusammen mit dem PACS-System Impax, mit dem Dokumentenmanagementsystem Hydmedia und den Agfa Managed Services (AMS) an. Hinzu kommen Spezialsysteme.