Die Betriebskrankenkassen (BKK) haben in Berlin ihren Gesundheitsreport präsentiert. Er beleuchtet insbesondere die Situation in der Alten- und Krankenpflege.
Demnach weisen Beschäftigte in der Altenpflege (33,2 AU-Tage je Beschäftigte) und Krankenpflege (25,7 AU-Tage je Beschäftigte) deutlich höhere Fehlzeiten auf als der Durchschnitt aller Beschäftigten (18,2 AU-Tage je Beschäftigten).
Diese Differenz ist in den letzten beiden Corona-Pandemiejahren sogar noch größer geworden (Fehlzeiten 2019: 22,7 AU-Tage je Beschäftigten bei den Gesundheits- und Krankenpflegekräften, 29,0 AU-Tage je Beschäftigten bei den Altenpflegekräften, im Vergleich: 18,4 AU-Tage je Beschäftigten bei allen Beschäftigtengruppen).
Vor allem weisen Pflegekräfte überdurchschnittlich viele Fehltage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen (Altenpflege 9,5 AU Tage; Krankenpfleger 6,5 AU-Tage je Beschäftigte) und psychischen Störungen (Altenpflege 7,3 AU-Tage; Krankenpfleger 5,5 AU-Tage) auf.
Umfrage: unzufrieden und überfordert
Unzufriedenheit und ein erhöhter Krankenstand breiten sich aus. Ein Teufelskreis, denn wenn immer häufiger die Kolleginnen und Kollegen ausfallen, nimmt die Arbeitsverdichtung des Einzelnen zu.
In einer BKK-Umfrage unter 6.000 Beschäftigten gaben mehr als 40 Prozent der Altenpflegekräfte (44,2 Prozent) genauso wie die Krankenpflegekräfte (40,4 Prozent) an, dass sie sich aktuell den Anforderungen ihrer Arbeit nur teilweise oder gar nicht gewachsen sehen. Dieser Anteil ist fast doppelt so hoch wie bei den sonstigen Berufen mit 24,6 Prozent.
Die überwiegende Mehrheit aller Befragten sagt zwar, dass ihre Aufgaben eine anspruchsvolle Tätigkeit und ein zukunftssicherer Beruf sind (70,5 bis 90,7 Prozent). Andererseits ist die Mehrheit der Meinung, dass die Bezahlung (66,1 Prozent) nicht angemessen ist und sich Beruf und Familie schlecht vereinbaren lassen (51,5 Prozent).
Franz Knieps: Wir machen zu viel stationär
Anzeichen für einen Exodus der Pflegekräfte sieht die BKK allerdings nicht. Ein Berufswechsel findet in der Pflege in etwa genauso häufig wie in anderen Berufen statt. Allerdings würde auch ein großer Teil (43,5 Prozent) unter den Befragten den Pflegeberuf als Ausbildungsberuf nicht weiterempfehlen und ist zudem der Meinung, dass der Pflegeberuf keine hohe gesellschaftliche Anerkennung genießt (43,7 Prozent).
Durch den demografischen Wandel wird der Bedarf an Pflegeleistungen in den nächsten Jahren deutlich steigen. Franz Knieps, Chef des BKK-Bundesverbands, erklärte dazu: „Ich sehe sogar große Möglichkeiten etwas zu reformieren! Wenn wir uns mit anderen Ländern vergleichen, dann haben wir weder zu wenig Ärzte noch zu wenig Pflegekräfte. Aber wir verteilen diese personellen Ressourcen falsch. Wir haben zu viele Krankenhäuser, wir machen zu viel stationär, was auch ambulant erledigt werden könnte“, so Franz Knieps.
Zum Report der BKK geht es hier.