Das deutsche Gesundheitssystem weist im europäischen Vergleich die geringsten Einschränkungen und die größte Patientenorientierung auf. Patienten können nahezu jede Behandlung oder Versorgung erhalten, die sie wollen, wann immer sie wollen. Zu diesem Fazit gelangen die Experten des schwedischen Beratungsunternehmens Health Consumer Powerhouse (HCP) in ihrem Euro Health Consumer Index 2013. Hinsichtlich der Behandlungsqualität jedoch schneidet Deutschland in dem Report nur mittelmäßig ab. „Stronger on quantity than on quality“ – besser bei der Quantität als bei der Qualität, so das Urteil von HCP. Ursache sei vermutlich die Struktur der stationären Versorgung hierzulande: Im Gegensatz zu erfolgreicheren Ländern wie etwa Frankreich habe Deutschland viele kleine Krankenhäuser ohne Spezialisierung.
Für ihre aktuelle Studie hat HCP die Gesundheitsversorgung in 35 Ländern untersucht, darunter die 28 EU-Staaten, Norwegen, die Schweiz, Mazedonien, Albanien, Island und Serbien sowie Schottland, das aufgrund seines eigenen National Health Service auf Versuchsbasis als eigenes Land betrachtet wurde. Abgefragt wurden 48 Kriterien in den 6 Themenfeldern Patientenrechte und –information, Zugang, Ergebnisse, Reichweite der angebotenen Leistungen, Prävention und Arzneimittel. Besonders bemerkenswert fanden die Autoren, dass in einer vom Bundesgesundheitsministerium referenzierten Studie zu den Wartezeiten in Deutschland, die verstrichene Zeit bis zu einem Termin nicht in Monaten, Wochen oder Tagen angegeben wurde, sondern in Minuten.
Insgesamt verbesserte sich Deutschland nach einem Sturz im vorangegangenen Jahr von Platz 6 auf Platz 14 im aktuellen Report wieder auf Platz 7. Damit habe sich der bereits 2012 gehegte Eindruck bestätigt, dass gerade auch die negativen Bewertungen von Patientenorganisationen der „deutschen Neigung zum Nörgeln“ geschuldet gewesen seien: Tatsächlich habe sich der traditionell exzellente Zugang zur Versorgung deutlich weniger verschlechtert als von der Öffentlichkeit angenommen und seien die negativen Rückmeldungen eher eine Reaktion auf die teilweise erhobenen Zuzahlungen gewesen. Die aktuelle Untersuchung zeige, dass Deutschland erkannt habe, dass es „doch alles nicht so schlimm sei“.
Im Ländervergleich belegten die Niederlande den Spitzenplatz, die seit dem ersten HCP-Index im Jahr 2005 konstant in den Top 3 vertreten waren und in diesem Jahr die Gesamtpunktezahl auf ein Rekordniveau schraubten. Dass sei besonders beeindruckend, weil es immer schwieriger werde, über sämtliche Themenfelder und Indikatoren hinweg hohe Punktzahlen zu erhalten. „Kein Land ist hervorragend in allem“, heißt es im Report. Und doch scheine das niederländische Gesundheitssystem keine Schwachpunkte aufzuweisen, mit Ausnahme vielleicht von etwas Luft nach oben bei den Wartezeiten. Auf Platz 2 und 3 kamen die Schweiz und Island, gefolgt von Dänemark, Norwegen und Belgien, vor Deutschland auf Platz 7. Den letzten Platz im EU-Vergleich belegte Lettland, unter allen 35 Staaten schnitt Serbien am schwächsten ab.

Versorgungsqualität in Deutschland nur Mittelmaß
