Wissenschaftler, Verbände und Pflegeheimbetreiber kritisieren den „Pflege-TÜV“, also die Beurteilung der Qualität von Pflegeheimen anhand von Noten. „Die meisten Kriterien können nur mit ‚gar nicht erfüllt‘ oder ‚voll und ganz erfüllt‘ bewertet werden“, zitiert das „Hamburger Abendblatt“ Professor Johannes Möller vom Fachbereich Gesundheit und Pflege der Hamburger Fernhochschule. Möller fordert daher zusätzliche Bewertungsstufen zum Beispiel über die Ausgestaltung von Aufenthaltsräumen.
Des Weiteren gebe die zum 1. Januar in Kraft getretene neue Systematik kaum Möglichkeiten, Spitzenleistungen zu bewerten. Der überarbeitete „Pflege-TÜV“ vergebe bereits für die Erfüllung pflegerischer Mindestanforderungen wie die Behandlung von Wunden Höchstwerte. „Es ist in diesem Verfahren nicht möglich, sehr gute von durchschnittlichen Pflegeeinrichtungen zu unterscheiden.“ Damit gebe es auch keine Anreize für Spitzenleistungen, erklärt Möller.
Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland, kritisiert im „Hamburger Abendblatt“: „Die neu festgelegten 77 Bewertungskriterien sind nach wie vor zu unübersichtlich.“ Der größte Betreiber privater Pflegeeinrichtungen in Hamburg, „Pflege und Wohnen“, erklärt: „Das Prüfverfahren täuscht eine Objektivität vor, die auf keiner wissenschaftlichen Grundlage beruht.“