Deutschland zählt in Europa zu den Top Drei in Sachen Gesundheitsausgaben: 11,3 Prozent der Wirtschaftleistung, etwa 294 Milliarden Euro, steckten die Bundesbürger im Jahr 2011 in ihr Gesundheitssystem. Das geht aus einer der „Welt“ vorliegenden Untersuchung der Unternehmensberatung KPMG hervor, in der 24 europäische Gesundheitssysteme auf ihre Effizienz hin analysiert wurden. Dazu wurden die Kosten ins Verhältnis zur Ergebnisqualität gesetzt. Deutschland rangiert danach nur auf Platz 17. Trotz der hohen Aufwendungen hätten Mediziner und Krankenhäuser hierzulande nur qualitativ mittelmäßige Leistungen erbracht, bezieht sich die Zeitung auf die Untersuchungsergebnisse.
Das spiegele auch die Auswertung der Behandlungsergebnisse wider: Neun Prozent aller in einer deutschen Klinik behandelten Herzinfarktpatienten starben innerhalb der nächsten vier Wochen nach Entlassung. Für Norwegen und Schweden hätten Erhebungen nur einen halb so hohen Anteil aufgezeigt. Die Betrachtung der Brustkrebsfälle ergebe ein ähnliches Bild. Von 100.000 Patientinnen seien in Deutschland 30 gestorben, in Spanien hingegen nur 21. Auf die Infrastruktur könnten die mittelmäßigen Ergebnisse allerdings nicht zurückgeführt werden. 2011 standen in Deutschland mehr als acht Klinikbetten für 1.000 Einwohner zur Verfügung. Das seien etwa 5 mehr als in Großbritannien oder Irland.
Zudem würde fast nirgends so viel operiert und behandelt wie in der Bundesrepublik. Nur in Österreich seien die Pro Kopf-Fallzahlen noch höher. „Das Gesundheitssystem hierzulande schafft es offenbar nicht, überdurchschnittliche Ausstattung und Nutzung effizient einzusetzen“, schreibt die „Welt“ unter Berufung auf Berechnungen der KPMG-Berater. Deutlich besser machten das die nordischen Länder. Luxemburg führt die Effizienzrangliste an, gefolgt von Schweden und Norwegen. Obwohl die Gesundheitsausgaben hier im Vergleich zu anderen europäischen Staaten nur im Mittelfeld lägen, seien die Behandlungsergebnisse exzellent, die Neuerkrankungszahlen niedrig und die Lebenserwartung hoch.
„Die Qualität lässt sich nur durch mehr Transparenz und Patientenorientierung steigern. Wichtig ist, dass die Kliniken und niedergelassenen Ärzte ihre Qualitätsdaten ausnahmslos offenlegen und dass die Entgelte stärker an die Qualität gebunden werden“, zitiert die Zeitung den Untersuchungsleiter Pentner.
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