Im Streit um die Qualität in deutschen Kliniken bemüht sich AOK-Vorstand Uwe Deh, die Schärfe aus der Debatte zu nehmen. Im Interview mit BibliomedManager antwortete Deh auf die Frage, ob er von der Aussage abrücken wolle, in deutschen Krankenhäusern stürben jährlich 19.000 Menschen an vermeidbaren Fehlern: „Die Analyse basiert auf der umfänglichsten und aktuellsten wissenschaftlichen Studiensichtung, die es für Deutschland gibt. Aber ich halte diese Diskussion um Zahlen ohnehin für Spiegelfechterei. Es geht uns auch nicht darum, Ärzte an den Pranger zu stellen, wir kritisieren vielmehr falsche Strukturen und Fehlanreize. Wir sollten gemeinsam daran arbeiten, Qualität und Patientensicherheit weiter zu erhöhen.“
Deh lobte die Bemühungen in vielen Kliniken: „Wir sehen ein hohes Engagement auf der Ebene der einzelnen Häuser. Dieses Engagement trägt jedoch nur dann Früchte, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Darum geht es uns.“ Im Grunde herrsche dabei Einigkeit mit vielen Klinikvertretern. Deh: „Es geht zum Beispiel um die rückgängige Investitionsfinanzierung vieler Bundesländer, die wiederum die Kliniken in eine Mengendynamik treibt.“
Die in der Politik teilweise erbrachte Forderung nach Krankenhausschließungen gehe allerdings am Kern des Problems vorbei, sagte Deh. Der AOK-Vorstand fordert: „Wir sollten unsere Krankenhauslandschaft anhand von Qualitätskriterien und auf Basis des tatsächlichen Versorgungsbedarfs einer Region modernisieren. Grundlage hierfür ist eine intelligente Krankenhausplanung. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Die Länder sollten dabei auch stärker den ambulanten Sektor mit einbeziehen. Das wäre dann eine Raumplanung für Gesundheit.“