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Eye-Tracking-Systeme unterstützen Kommunikation mit Intensivpatienten

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Eye-Tracking-Systeme unterstützen Kommunikation mit Intensivpatienten
Dr. Christopher Ull demonstriert das Eye-Tracking-System, das die Forschungsgruppe für das Projekt bei Intensiv-Patientinnen und -Patienten eingesetzt hat. © BG Universitätsklinikum Bergmannsheil

Eine Studie des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil zeigt, dass sogenannte Eye-Tracking-Systeme die Kommunikation mit nicht-sprechfähigen Intensivpatienten unterstützen können.

Durch Intubation und Beatmung sind viele Patienten auf den Intensivstationen nicht in der Lage, sich zu äußern und sind auf nonverbale Kommunikationsformen angewiesen. Dazu gibt es verschiedene Methoden wie Augenblinzeln, Lippenlesen, Kopfnicken, den Einsatz von Stift und Papier oder Buchstabentafeln. Dies gelingt jedoch nicht immer. In diesen Fällen können IT-gestützte Kommunikationshilfen, sogenannte Eye-Tracking-Systeme, helfen, die Kommunikationsbarrieren zu überwinden. Zu diesem Ergebnis kam eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe unter der Federführung der Chirurgischen Klinik des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil in Kooperation mit der Psychologischen Fakultät der Fernuniversität Hagen. 

Insgesamt wurden 75 Patienten in die Studie einbezogen. „Entscheidend für die hohe Aussagekraft und Fundierung der Studie war vor allem das Zusammenspiel mit den verschiedenen Professionen im Bergmannsheil und unseren Projektpartnerinnen und -partnern Christina Weckwerth und Prof. Dr. Gaschler von der Psychologischen Fakultät in Hagen“, erklärt Prof. Schildhauer, Direktor der Chirurgischen Klinik. Für die Studie wurde ein kommerziell erhältliches Eye-Tracking-System genutzt, das auf ein mobiles Haltersystem montiert und in Blickrichtung der betrachtenden Person positioniert wurde. Es besteht aus Kameras, Lichtquellen, verschiedenen Bildverarbeitungsalgorithmen und speziellen Softwareprogrammen, die auf einem handelsüblichen PC installiert sind. Die Lichtquellen senden infrarotnahes Licht aus, das von den Augen der betrachtenden Person reflekiert wird. Die Kameras erfassen das Auge und das Reflexionsmuster, die Bildverarbeitungsalgorithmen finden spezifische Details des Auges und Reflexionsmusters. Aus diesen Daten errechnet das System die Blickrichtung der Person auf den Computermonitor. Zuvor wurde das System individuell für jede Person kalibriert. Auf dem Monitor wurden den Patienten Skalen und Scores präsentiert, mit denen das Schmerzempfinden, die Stimmung und Einschätzung der Lebensqualität und des Selbstwertgefühls bewertet werden konnte. 

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zeigten zwei Aspekte auf. Zunächst geben die Eye-Tracking-Systeme schwer kranken Menschen die Möglichkeit, mittels standardisierter Skalen und Scores ihre Selbsteinschätzung und Empfindungen zu vermitteln. Zum anderen konnten dadurch Hinweise für Verbesserungsmaßnahmen der intensivmedizinischen Versorgung gefunden werden. "Wir sind davon überzeugt, dass mit dieser Technologie die Interaktion zwischen betroffenen Menschen und behandelndem intensivmedizinischem Team verbessert werden kann, bis diese wieder in der Lage sind, adäquat nonverbal zu kommunizieren oder sprachfähig sind. Dafür sind allerdings weitere Untersuchungen zwingend erforderlich“, sagt Christopher Ull von der Chirurgischen Klinik.

Aus anderen Bereichen bekannt

Ganz neu sind diese modernen Kommunikationssysteme nicht. Im medizinisch-therapeutischen Bereich werden sie seit langem etabliert, beispielsweise bei Menschen mit fortgeschrittenen neuromuskulären Erkrankungen, erklärt Ull. Kaum erforscht wurde dagegen der Nutzen als geeignetes Kommunikationsmittel für schwer kranke und nicht sprechfähige Intensivpatienten. "Gerade bei beatmeten Menschen, die beispielsweise wegen einer Querschnittslähmung nicht Arme und Hände für die Kommunikation einsetzen können, erschien uns eine solche Technologie als sehr vielversprechend", so Ull. 

Die Patientenstudie wurde mit dem International Paper Award 2021 der "American Association for the Surgery of Trauma" prämiert und im Dezember im Journal of Trauma and Acute Care Surgery veröffentlicht.

Autor

 Luisa-Maria Hollmig

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