Das Arbeitsverhältnis von Franziska Schlosser wird gegen Zahlung einer Abfindung in Höhe von 400.000 Euro beendet und Helios hält den Vorwurf des angeblichen Arbeitszeitbetrugs von 28 Minuten nicht weiter aufrecht. Die zum Krankenhauskonzern Helios gehörende Endoklinik hatte Franziska Schlosser fristlos am 8. Juni letzten Jahres gekündigt, weil sie nach einem 24-Stunden-Bereitschaftsdienst angeblich einen Arbeitszeitbetrug im Umfang von 28 Minuten begangen haben soll. Schlosser bestritt dies und reichte dagegen Kündigungsschutzklage ein. Der Marburger Bund (MB) Hamburg vermutet, dass Schlossers Kündigung im Zusammenhang mit ihrem gewerkschaftlichen Engagement stand: Die Ärztin war Mitglied der MB-Verhandlungskommission zum TV-Ärzte Helios und organisierte als Streikleiterin maßgeblich den Ärztestreik im März 2023. Vor Tausenden Ärztinnen und Ärzten kritisierte sie bei einer öffentlichen Kundgebung in Hamburg die Arbeitsbedingungen bei Helios und war auch Protagonistin einer TV-Reportage zum Warnstreik.
„Helios hat mit der Kündigung von Franziska Schlosser meiner Meinung nach versucht, eine unbequeme und gewerkschaftlich engagierte Mitarbeiterin einfach so loszuwerden. Damit sind sie nicht durchgekommen“, sagt Pedram Emami, Vorsitzender des Marburger Bund Hamburg. Schon 2021 habe Helios in zeitlichem Zusammenhang mit einer Tarifauseinandersetzung Schlosser erfolglos einen Arbeitszeitbetrug vorgeworfen, schreibt der Marburger Bund. Der Helios-Konzern erklärte dazu: "Gewerkschaftliches Engagement wird von uns in keiner Weise behindert. Es entspricht unserem Selbstverständnis, jedem Verdacht sorgfältig, neutral, unvoreingenommen und ergebnisoffen nachzugehen, um dann bei einer Bestätigung des Verdachts erforderliche arbeitsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen. Dabei machen wir keinen Unterschied danach, welche Person mit welchem Amt davon betroffen ist."