Die Sorgen vor fehlenden Kapazitäten für die Versorgung von Corona-Patienten in deutschen Kliniken wachsen. Viele der zuetzt als frei gemeldeten Intensivbetten können offenbar wegen Personalmangels nicht genutzt werden, warnt Christian Karagiannidis, Sprecher des DIVI-Intensivregisters, in der Welt am Sonntag. "Wir wiegen uns bei der Zahl der freien Intensivbetten in falscher Sicherheit." Als Konsequenz sollen nur noch Betten gemeldet werden, für die es auch tatsächlich Pflegekräfte gibt. "Daraufhin ist die Bettenzahl schlagartig um tausend runtergegangen", so Karagiannidis.
DKG-Präsident Gerald Gaß bestätigt dies in der "Bild-Zeitung". "Die Zahl der freien Betten beschreibt immer nur Betten und Geräte, nicht ob auch genügend geschultes Personal zur Verfügung steht, um diese zu betreiben." Er rechnet zudem mit einem starken Anstieg der Corona-Patienten in den Krankenhäusern. "In zwei bis drei Wochen werden wir die Höchstzahl der Intensivpatienten aus dem April übertreffen – und das können wir gar nicht mehr verhindern."
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierug, Andreas Westerfellhaus, bezeichnet im Interview mit der Tagesschau die Situation als "ernst, aber zurzeit ja noch handelbar". Dies könne sich aber "erheblich zuspitzen". Westerfellhaus forderte in diesem Zusammenhang auch zu prüfen, planbare OPs zugunsten von Corona-Patienten zurückzustellen. Der größte Krankenhausbetreiber Helios hat unteressen bereits erklärt, dies nicht tun zu wollen. "Wir waren weit davon weg, nicht genug freie Intensivkapazitäten zu haben. Unsere Krankenhäuser können ganz erheblich mehr an Covid-19 verkraften als wir im März angenommen haben“, sagt Francesco De Meo, Vorstandsvorsitzender von Helios Health, in der FAZ. Den im Frühjahr begangenen Fehler, Krankenhäuser vorsorglich leerzuräumen, dürfe man jetzt nicht wiederholen.