Pflege am Limit

"Unterstützungskräfte" als Lösung

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Über ein "strukturiertes Reinschnuppern" könnten Unterstützungskräfte, wie Arne Evers sie in seinem Kommentar nennt, ein Gamechanger sein. Doch es gibt einen Haken.
Über ein "strukturiertes Reinschnuppern" könnten Unterstützungskräfte, wie Arne Evers sie in seinem Kommentar nennt, ein Gamechanger sein. Doch es gibt einen Haken. © Getty Images/Malte Mueller

Pflegefachpersonen sind zunehmend mit fachfremden Aufgaben belastet. Unterstützungskräfte, wie Arne Evers sie in seinem Kommentar nennt, könnten hier gezielt entlasten. Doch gesetzliche Hürden verhindern ihre sinnvolle Einbindung. Dabei könnten klare Regelungen und ein "strukturiertes Reinschnuppern" dieser Unterstützungskräfte in den Pflegealltag echte Verbesserungen bringen.

Pflegefachpersonen müssen die Toiletten putzen, die Nachttische reinigen, die Apotheke ausräumen, das Lager auffüllen, die Betten machen, sich nebenbei noch um die Patienten kümmern und so weiter und so fort. Und wenn man sich dann fragt, warum die Pflege überlastet ist, obwohl heute sechs Personen im Dienst sind, dann nimmt man die Pflegemünze von Christian Linder, wirft sie in ein Becken mit Natriumchlorid und wenn das Wellenmuster aussieht wie Hermann Gröhe oder Jens Spahn, dann hat man verstanden, dass das hier kein Best-Practice-Beispiel für einen Skill- und Grademix ist, sondern Versorgungsrealität: Natürlich sind es in den seltensten Fällen sechs Pflegefachpersonen, sondern meistens ein Mix aus Fachpersonen, Assistenzkräften und Pflegehelfern. Und diese Pflegehelfer – also Personen, die ohne Ausbildung oder Qualifikation dauerhaft in der Pflege tätig sind – wirken sich längst negativ auf Pflegefachpersonen aus, obwohl eine Lösung relativ einfach wäre.

Pflegehelfer für Gesetzgeber irrelevant

Der Gesetzgeber hat diese Pflegehelfer im Sinne der Kostenreduktion schon lange im Fokus. Das fängt schon bei der Pflegepersonaluntergrenzenverordnung an: Hier zählen diese ungelernten Kräfte gar nicht mit. Weiter geht es mit dem Pflegebudget – auch hier mit dem Ziel, Pflegehilfskräfte zu reduzieren. Diese sollen nun wieder in das DRG-System zurückgeführt werden, was aber sicherlich kein Grund sein wird, mehr davon einzustellen. PPR 2.0: Fehlanzeige. Soll heißen: Für die Patientenversorgung sind diese Personen nach gesetzlicher Lesart irrelevant.

Insofern beginnen wir das Plädoyer dieses Kommentars mal mit drei klaren Aussagen:

  1. Es ist durchaus sinnvoll, nicht von Pflegehelfern, sondern zum Beispiel von Unterstützungskräften zu sprechen, da diese Personen zum einen nicht nur "der Pflege" zugeordnet werden, sondern zum anderen das Aufgabenspektrum erweitern (zum Beispiel für Transportdienste, logistische Aufgaben, einfache Hygienetätigkeiten) – also Tätigkeiten, die eh häufig von diesen Personen übernommen werden.
  2. Der Einsatz dieser Unterstützungskräfte könnte ein sehr niedrigschwelliges Angebot darstellen für den Einstieg in das Gesundheitssystem.
  3. Diese Unterstützungskräfte gehören finanziert und sind essenziell zur Entlastung von Pflegefachpersonen.

Pflegehelfer leisten wesentliche Arbeit und entlasten Pflegefachpersonen. Gleichzeitig wird ihre Einstellung gesetzlich verhindert. Der Gesetzgeber könnte schon heute für spürbare Entlastung sorgen, wenn er diese sogenannten pflegefernen Tätigkeiten klar auf diese Unterstützungskräfte übertragen und dazu über das Pflegebudget Regelungen erlassen würde, in welchem Umfang solche Stellen gefördert werden.

Unterstützungskräfte über "strukturiertes Reinschnuppern" gewinnen

Ziel sollte es aber sein, diese Tätigkeit ausbildungsorientiert zu gestalten und Menschen für Fachberufe zu gewinnen – in gewisser Weise so, wie es der Zivildienst oder die Freiwilligendienste an der einen oder anderen Stelle getan haben. Dabei geht es mir nicht darum, möglichst viele "billige" Arbeitskräfte in das System zu bekommen, sondern Unterstützungskräfte über ein "strukturiertes Reinschnuppern" sowie mit dem Ziel der Entlastung und Integration für das Gesundheitssystem zu gewinnen. 

Das Intro zu diesem Kommentar ist leider viel zu oft Realität – begründet in Systemzwängen. Hier einen Mechanismus zu finden, der zum einen entlastend und sinnstiftend für die Nachwuchsgewinnung ist und zum anderen finanziell unterstützt – das ist kein Wunschdenken, sondern wäre ein echter Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Autor

 Arne Evers

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