Gundula Werner ist die erste Vizepräsidentin der DKG überhaupt. Im Interview spricht die Klinikmanagerin über die Reform der Krankenhauslandschaft, das umstrittene Pflegebudget und ihre neue Rolle in der Führungsetage der DKG.
Welche Lehren lassen sich für die Krankenversorgung aus der Corona-Pandemie ziehen?
In dieser Krise zeigt sich, wie wichtig die Verfügbarkeit unseres Personals ist. Es nützt nichts, allein Maschinen zu haben, sondern man braucht ausreichend Mitarbeitende. Außerdem zeigt Corona, wie wichtig eine flächendeckende Versorgung ist.
Sie sind seit Jahresbeginn als erste Frau überhaupt Vizepräsidentin der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Wieso hat es so lange gedauert, bis eine Frau auf diesem Stuhl sitzt?
Die Frage ist schwer zu beantworten, aber es stimmt: Wir sind in der DKG mit der Gleichstellung nicht vornan.
Die DKG hat mehrfach unterstrichen, dass sie sich an der Strukturdebatte aktiv beteiligen will. Wie lässt sich sicherstellen, dass die richtigen Kliniken am Markt bleiben – und welche sind das?
In der Krankenhausplanung geht es vor allem um Bevölkerungsentwicklung und Erreichbarkeit. Wir müssen die Frage nach einer bedarfsgerechten, wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung klären. Das ist mühsam, denn da kommt man von Fach zu Fach auf unterschiedliche Ergebnisse. Eine Diskussion nach dem Motto „Wir brauchen nur noch 600 Krankenhäuser“ geht am Problem vorbei.
Halten Sie das Pflegebudget für eine langfristig tragfähige Lösung?
Es ist ein Bruch mit dem System. Unser Klinikum profitiert wohl eher davon, da wir eine hohe Pflegequote haben. Sicher wird dieses Budget aber auch Fehlanreize setzen. Gleichzeitig wächst mit dem Budget die Erwartungshaltung in der Pflege. Die Pflegeforen im Internet sind voll mit Forderungen nach einer deutlich besseren Bezahlung. Das ist am Ende alles schwierig, unter einen Hut zu bringen. Aber immerhin ist das Pflegebudget kein verbranntes Geld, denn davon werden Pflegekräfte bezahlt.
Heftige Kritik am Budget kommt vor allem von privaten Trägern, die sehr arbeitsteilig organisiert sind. Geht in Sachen Pflegebudget ein Riss durch die DKG?
Derzeit ist die Szene gespalten: Viele finden das Budget gut. Andere weniger – und die sind derzeit relativ laut vernehmbar.
Sind Sie eigentlich eine Freundin der Pflegekammern?
Ich bin eine Freundin der Idee, die Pflege aufzuwerten – nicht zuletzt, weil sie die größte Gruppe unter den Klinikmitarbeitern ist. Insofern kann ich den Wunsch nachvollziehen, die Pflege auch in einem Kammersystem zu repräsentieren.
Wie bewerten Sie die Arbeit von Gesundheitsminister Jens Spahn?
Ich finde, dass er sehr agil handelt. Er hat viele Änderungen auf den Weg gebracht und den einen oder anderen Impuls gesetzt. In der zweiten Welle der Pandemie hatte ich den Eindruck, dass bei ihm das Misstrauen gegen Kliniken wieder die Oberhand gewonnen hat. Da fühlen wir uns als Häuser nicht so gut verstanden.
DKG-Geschäftsführer Gerald Gaß ist SPD-Mitglied, haben Sie auch ein Parteibuch?
Ich bin Stadtratsvorsitzende in Schmölln und Mitglied des Neuen Forums, das während der Wende eine treibende Kraft war. Wir sind so etwas wie die letzte Bastion des Neuen Forums und sitzen zu zweit im Stadtrat.
Das vollständige Interview lesen Sie als Abonnent in der f&w-Ausgabe 04/2021.
Dr. Gundula Werner (58) ist seit Januar 2021 Vizepräsidentin der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Seit 2006 ist sie Geschäftsführerin des Klinikums Altenburger Land und seit 2010 Vorstandsvorsitzende der Thüringer Landeskrankenhausgesellschaft.