Die Inflation und der Gaspreis stellen die Krankenhausgeschäftsführer vor unlösbare Aufgaben. Wie drastisch die Preissteigerungen im gedeckelten Gesundheitsmarkt einschlagen, beschreibt Johannes Dankert im Interview. Er ist Geschäftsführer des kommunalen Klinikkonzerns Vivantes und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Berliner Krankenhausgesellschaft.
Wie macht sich die Inflation der vergangenen Monate bei Vivantes bemerkbar?
Wir rechnen derzeit mit inflationsbedingten Mehrkosten von durchschnittlich 30 Prozent über alle Bereiche. Allein für Energie werden wir voraussichtlich in diesem Jahr 30 Millionen Euro mehr ausgeben müssen als geplant. Zugleich haben wir keine Chance, diese Preiserhöhungen weiterzugeben, denn unsere Finanzierung über die Fallpauschalen ist an Verträge aus der Zeit vor der Inflation gebunden. Diese Erlöse sind längst nicht mehr kostendeckend. Wenn die Politik jetzt nicht eingreift, riskieren wir, dass viele Krankenhäuser in naher Zukunft in die Insolvenz getrieben werden.
Was sollte der Gesetzgeber tun?
Wir brauchen eine pragmatische Lösung. Eine rückwirkende Anpassung des Landesbasisfallwerts würde die akuten Probleme nicht lösen. Auch ein nachträglicher Rettungsschirm käme zu spät. Am einfachsten und wirksamsten wäre es, den Krankenhäusern einen nachträglichen Aufschlag auf alle Abrechnungen mit den Krankenkassen von 4 Prozent in der Somatik und 2 Prozent in der Psychiatrie für das Jahr 2022 zu ermöglichen.
Was erwarten Sie mittelfristig von der Politik?
Der Inflationsausgleich sollte aus Steuermitteln finanziert werden, so wie auch andere systemrelevante Branchen unterstützt werden. Die Krankenhäuser sind ein wichtiger Pfeiler unserer kritischen Infrastruktur. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser wegbricht, indem die kriegsbedingte Inflationswelle eine unkontrollierte Marktbereinigung auslöst. Allerdings ist es auch richtig, dass wir in Deutschland zu viele Krankenhausbetten und diese oft an der falschen Stelle haben. Hier steht der Gesetzgeber in der Pflicht endlich eine kontrollierte und überlegte Reform des Systems der stationären und ambulanten Versorgung auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig muss der über Jahre aufgelaufene Investitionsstau abgebaut werden. Der anstehende Umbau der Gesundheitsversorgung muss durch ein entsprechendes Investitionspaket von Bund und Ländern unterstützt werden.