Die Olympischen Spiele führen in regelmäßigen Abständen zu teils hitzigen Debatten über das Für und Wider der fortschreitenden Kommerzialisierung und Professionalisierung im Sport. Für die einen sind die Spiele ein absolutes emotionales Highlight und die wichtigste Leistungsschau unserer Sportlerinnen und Sportler. Kritische Geister hingehen sehen in der zunehmenden Kommerzialisierung des Sports das ganze Übel unserer Leistungsgesellschaft zu Lasten aller Ideale
und menschlicher Werte. Man muss kein Freund dieser Debatten sein, um zu erkennen, dass beide Perspektiven zwingend miteinander verknüpft sind. Wer will schon ausgelaugte Sportler in heruntergekommenen Sportstätten bei Wettkämpfen erleben, bei denen nicht die besten Athlet:innen oder die beste Mannschaft, sondern ein zufällig ausgewählter Gelegenheitssportler:in auf dem Siegerpodest steht. Um hochwertigen Sport zu ermöglichen, braucht es eine gute Infrastruktur, eine tragfähige Perspektive für die Akteure und ein einheitliches Regelwerk, dass in allen teilnehmenden Ländern gleichermaßen umgesetzt wird. Natürlich gibt es im derzeitigen Sportsystem viele Beispiele für kritikwürdige Schwachstellen. Wo immer es um Menschen geht, ist das Ausmaß der Optimierung mit dem Ziel immer besserer Ergebnisse ein schmaler Grat mit zwingenden Kompromissen.
Im Jahr 2001 gründeten die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga die Deutsche Fußball Liga GmbH. Dabei haben sich die Vereine auf ein gemeinsames Regelwerk für die Lizenzierung im Profifußball geeinigt und die Überwachung an die DFL als übergeordnete Institution abgegeben. Gleichzeitig übernimmt die DFL die gemeinsame Vermarktung der Fußball Bundesligen und verteilt die daraus resultierenden Erlöse auf alle beteiligten Vereine. Mittlerweile verfügt die DFL über verschiedene Tochterunternehmen, die als zentraler Dienstleister für die Bundesligavereine periphere Services anbieten. Dazu gehören das Reisedienstleistungsunternehmen „Liga Travel“ und ein Unternehmen, dass sich auf die Datenerhebung und Datenanalytik der Bundesligaspiele spezialisiert hat. Ob die Qualität des Fußballs dadurch besser geworden ist, mag jeder selbst entscheiden. Man muss auch nicht alles gut finden, von dem man lernen kann.
Die Krankenhauslandschaft in Deutschland steht vor einer zentralen Weichenstellung: Schaffen wir Strukturen, die es ermöglichen, neue Technologien und Erkenntnisse für eine zukunftsfähige Versorgung zugänglich zu machen oder werden wir die Sieger von gestern sein, die an ihren bewährten Methoden krampfhaft festhalten und so leichtfertig ihre Wettbewerbsposition aufs Spiel setzen. Wollen wir uns mit alternden Krankenhäusern, ausgebrannten Mitarbeitenden und Patient*innen, die uns den Rücken kehren zufriedengeben? Oder finden wir einen Weg, bei dem sich alle Bundesländer auf gemeinsame Anforderungen und eine einheitliche Planung und Gestaltung der Krankenhausstrukturen verständigen? Trauen wir uns Leistungen außerhalb der direkten Patient:innenversorgung sinnvoll zu bündeln, um unnötige Kosten zu vermeiden?
Wir können es uns nicht leisten, diesen Weg nicht zu versuchen. Das setzt voraus, dass sich Bund und Länder auf eine gemeinsame Vision verständigen. Die Bundesregierung hat mit der im Koalitionsvertrag verankerten Regierungskommission ihre Verhandlungsbereitschaft signalisiert. In der Corona-Pandemie hat sich die sogenannte Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundesregierung etabliert und zugleich die Schwächen unserer föderalen Politik offenbart. Ein gemeinsames Ziel mit einheitlichen Regeln und optimierter Außendarstellung schaffen die Voraussetzung für neue finanzielle Perspektiven und eine faire Leistungsschau unserer Krankenhäuser.