Während die große Politik noch um die Klinikreform ringt, schafft das Ortenau Klinikum bereits Fakten. Fünf von neun Krankenhäusern werden geschlossen und in Gesundheitszentren umgewandelt. Vorstandschef Christian Keller sorgt sich derzeit weniger um die Reform selbst als um den Zeitraum bis zur Reform.
Herr Keller, drei Krankenhäuser haben Sie seit 2017 schon geschlossen. 2030 wird es statt ursprünglich neun nur noch vier geben. Wie schaffen Sie das?
Die wichtigsten Faktoren sind Kommunikation, Geschlossenheit und der gemeinsame Wille. 2017 haben wir uns mit der Agenda „Ortenau 2030“ aufgemacht, zusammen mit unseren Mitarbeitern, dem Landrat und unserem Aufsichtsrat, dem Kreistag mit 84 Abgeordneten. Wir haben uns damals auf unsere Ziele verständigt und auch auf den Weg, wie wir diese erreichen wollen. Neben medizinischer Qualität und Versorgungssicherheit gab es auch politische Nebenziele, die wir beachten mussten. Das Wichtigste ist, dass wir nicht einfach Klinikstandorte schließen, sondern dass wir Neues schaffen: Zentren für Gesundheit mit ambulanten und pflegerischen Angeboten, mit Praxen, Kurzzeitpflege oder geriatrischer Reha. Zudem stärken wir die bleibenden Klinikstandorte, indem wir dort die Kompetenzen unserer Mitarbeitenden bündeln und neue, interdisziplinäre und standortübergreifende Departmentstrukturen bilden. Damit konnten wir politisch weitgehend befrieden. Natürlich ist nicht jeder zufrieden – und auch nicht jeder liebt mich. Es gab auch eine Zeit, in der ich Personenschutz in Veranstaltungen hatte.
Wurde es handgreiflich?
Zum Glück nur verbal.
Mit welchen Argumenten haben Sie die Kritiker überzeugt?
An den Standorten, an denen wir Kliniken schließen, geht es natürlich auch um Arbeitsplätze. Mit neuen Angeboten haben wir diese Lücke schließen können. Und letztlich haben wir ein Gesamtkunstwerk präsentiert, das eine gute Versorgung in der Fläche entlang der gesamten Versorgungskette bietet. Wir haben zudem einen Kommunikationsplan mit 17 Seiten. Der Landrat und ich waren immer wieder in Stadthallen, bei den Bürgerinitiativen und Mitarbeitern.
Gab es keinen Bürgerentscheid?Wir hatten Bürgerinitiativen und Unterschriftensammlungen mit teilweise hohem Aufkommen. Aber unser Kreistag hat immer wieder abgewogen und sich von den zu Beginn gesteckten Zielen lenken lassen.
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