Mit Famedly hat der erste Anbieter eine Zulassung der Gematik für einen TI-Messenger erhalten. Was folgt nun, und wie können Krankenhäuser diesen und andere Messenger sinnvoll nutzen? Nachgefragt bei Gematik-Produktmanager Timo Frank.
Wie geht es mit dem TI-Messenger nach der ersten Zulassung eines Anbieters nun weiter?
Für den ersten TI-Messenger von Famedly geht es jetzt in strukturierte Testzeiträume. Ziel ist es, die technische Funktionalität mit einem kleinen, ausgewählten Nutzerkreis im Live- betrieb sicherzustellen. Ab Juni beginnt der offizielle Testzeitraum in der TI-Modellregion Hamburg. Dort findet eine Pilotierung mit Haus- und Facharztpraxen, Pflege- und Reha-Einrichtungen, Apotheken sowie weiteren Heilberufen statt. Mit einer begleitenden Evaluation wollen wir dazu aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung Feedback erhalten.
Werden auch weitere Anbieter zertifiziert werden?
Ja, denn je nach Nutzergruppe gibt es unterschiedliche Anforderungen und Anwendungsszenarien – von der Universitätsklinik über den ambulanten Pflegedienst bis hin zur psychotherapeutischen Praxis. Verschiedene TI-Messenger ermöglichen es, verschiedene Zwecke zu adressieren. Wegen dieses Marktmodells müssen alle Messenger kompatibel miteinander sein – das prüft die Gematik im Rahmen der Zulassung.
Für welche Anwendungszwecke im Krankenhaus ist der Messenger gut geeignet?
Ein gutes Beispiel ist die klinikübergreifende Suche nach einem Intensivbett – vor allem bei Kapazitätsengpässen aufgrund saisonaler Infekte wie dem RS-Virus. Das ist durch eine vernetzte, intersektorale Kommunikation wesentlich einfacher als über telefonische Abfragen. Intern können sich mit dem TI-Messenger Behandlungsteams örtlich und zeitlich unabhängig miteinander austauschen. Übermittelte Bilder von Wunden, Sprachnachrichten mit Symptombeschreibungen oder kurze Videos können die interdisziplinäre Zusammenarbeit wesentlich vereinfachen.
Was muss ein Krankenhaus tun, um den Messenger nutzen zu können?
Ein Krankenhaus bestellt einen TI-Messenger bei einem zugelassenen Anbieter. Die Kosten hängen unter anderem davon ab, wie viele Accounts benötigt werden. Die Anlage der Accounts läuft über die Benutzerverwaltung des Krankenhauses. Wichtig ist außerdem, dass die einzelnen Nutzer:innen und Funktionen auch im Verzeichnisdienst der Gematik hinterlegt werden. Erst dann kann eine Message an externe Einrichtungen oder Zuweisende geschickt oder von dort empfangen werden. Der Eintrag in das „TI-Adressbuch“ erfolgt dank der jeweiligen Institutionskarten oder Heilberufsausweise. Nach dem initialen Set-up läuft die Kommunikation des TI-Messengers dann vollumfänglich sicher und verschlüsselt über das Internet ohne Konnektoren und Kartenlesegeräte.