Seit der Bundestagswahl werden Forderungen laut, wie das Gesundheitssystem verbessert werden kann. Agaplesion-Chef Markus Horneber plädiert für marktorientierte Ansätze und schlägt einen Zertifikatehandel, ähnlich dem Europäischen Emissionshandel, vor.
Jetzt nach der Bundestagswahl ist die Zeit der Forderungen. Jeder darf mal schreiben, was er oder sie sich so wünscht. Und gebetsmühlenartig wiederholen, was man schon immer für richtig gehalten hat. Auch ich bin davon nicht frei und vor allem ideologiegeprägt. Ich bin nämlich überzeugt, dass es der Markt einfach besser kann als der Staat.
Der Markt regelt Angebot und Nachfrage
Jeder will überleben und tut es in aller Regel auch. Das ist das Grundproblem in unserer enorm regulierten und vielfach durch wettbewerbsverzerrende Steuermittel subventionierten Krankenhauslandschaft. Der Markt dagegen bringt es mit sich, dass die „invisible hand“ ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage organisiert. Grenzanbieter, also diejenigen, die zu den höchsten Kosten produzieren oder wegen schlechter Qualität die niedrigste Nachfrage einfahren, scheiden aus dem Markt aus.
Bevor Sie mich als Manchesterkapitalisten oder Neoliberalen beschimpfen: Natürlich benötigen wir einen klugen, ordnungspolitischen Rahmen, in dem die Eingriffe des Staats allerdings auf das absolut Notwendige beschränkt bleiben. Gerade erleben wir bei der von staatlichen Behörden administrierten Leistungsgruppenzuordnung auf Krankenhäuser eine entschädigungslose Umverteilung von Umsatz in einem bisher unbekannten Ausmaß.
Was den einen an eigenmittelfinanzierten Investitionen, an intellectual property oder an mit hohen Kosten aufgebautem Know-how (zum Beispiel Organzentren) staatlicherseits weggenommen wird, bekommen andere geschenkt. Dass sich viele das nicht gefallen lassen, beweisen zahlreiche Klagen.
Europäischer Emissionshandel als Inspiration
Es könnte auch viel intelligenter gehen, nämlich organisiert durch den Markt. Lassen Sie uns in einem kleinen Gedankenexperiment den Europäischen Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten als Inspiration und Vorbild nehmen. Stellen Sie sich einen fairen Handel mit leistungsgruppenspezifischen Fallzahlen an einer regulierten Börse vor. Ein marktbasiertes Instrument der Gesundheitspolitik! Überversorgung und schlechte Qualität können damit bekämpft und neue leistungsfähige Krankenhausstrukturen geschaffen werden.
Und so könnte es funktionieren: Der Staat legt zunächst für jedes einzelne Krankenhaus Leistungsgruppen und Fallzahlen fest (Baseline). Leistungserbringer können Zertifikate generieren, indem sie ihre überschießenden Leistungen auf die Baseline absenken. Diese Zertifikate können dann von anderen Leistungserbringern gekauft werden, die ihre Baseline noch nicht erreicht haben.
Auch die staatliche Behörde kann sich am Zertifikatehandel beteiligen, indem sie Leistungen aus dem Markt kauft und damit für Verknappung sorgt. Sie kann andererseits zusätzliche Zertifikate am Markt zum Kauf anbieten. Weitere Überlegungen müssten zur Zertifikatebewertung (Preisbildung) und natürlich auch zur Wahrung der für die hervorragende Versorgung konstitutiven Trägerpluralität angestellt werden.
Ich würde mich sehr freuen, wenn mein marktorientierter Ansatz eine Grundlage für weitere Überlegungen zur ökonomischen Exzellenz, für einen fairen Umgang mit dem Vermögen der Krankenhausträger und am Ende für eine hervorragende medizinische Qualität bieten könnte.