Vorstandsvorlage

Wir brauchen einen Neustart in der Gesundheitspolitik

  • Strategie
  • Management
  • 11.03.2025

f&w

Ausgabe 3/2025

Seite 238

Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG (CEO)

Kliniken stabilisieren, Insolvenzen verhindern und wieder dem Menschen zuwenden. Sana-Chef Thomas Lemke hat viele Ideen, wie die Politik nun nach der Bundestagswahl das Gesundheitswesen stärken kann. 

Die vergangenen drei Jahre waren für Krankenhausbetreiber alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich rapide verschlechtert. Die Gesundheitspolitik im Bund machte alles noch schlimmer. Sie war geprägt von mangelhaftem politischen Management, Alleingängen des Bundesgesundheitsministers und Konzeptentwicklung im kleinen Kreis ohne ausreichende Einbeziehung der Praxis.

Kliniken kurzfristig stabilisieren

Wir brauchen daher einen Neuanfang in der Gesundheitspolitik – unter Akzeptanz der tatsächlichen Gegebenheiten. Dies erfordert ein radikales Umdenken.

Kurzfristig geht es um die Stabilisierung der Kliniken. Über 80 Prozent aller Kliniken schreiben rote Zahlen. Die Politik muss einmalig die Lücke zwischen inflationsbedingten Kostenanstiegen und gedeckelten Erlösen mit einem finanziellen Beitrag von mehreren Milliarden Euro schließen. Damit würden Insolvenzen nach dem Zufallsprinzip verhindert, die Versorgung gesichert und den Häusern die Gelegenheit gegeben, die Transformation strukturiert zu organisieren.

Gesundheitswesen hält Gesellschaft zusammen

Was für die Banken in der Finanzkrise recht war, für die Energiewirtschaft beim gewollten Ausstieg aus Atomkraft und Braunkohle galt, sollte für die Krankenhäuser nur billig sein. Wir sind systemrelevant! Die kommenden vier Jahre müssen zwingend genutzt werden. Aufbauend auf einer Vision, wie wir in Deutschland in den nächsten zehn Jahren Versorgung organisieren wollen, muss ein Masterplan für den schrittweisen Umbau des Systems erarbeitet werden.

Daseinsvorsorge ist ein wichtiger Pfeiler für sozialen Frieden im Land. Ein Gesundheitswesen, bei dem Menschen eine adäquate Versorgung im Krankheitsfall erfahren, ist ein Instrument, um die Gesellschaft zusammenzuhalten und das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Staates zu stärken.

Zentrale Planung und Steuerung führen in Sackgasse

Die nächste Legislaturperiode muss eine Zeit der Konsolidierung und der Transformation werden. Dafür benötigen wir einen Konsens, dass zentrale Planung und Steuerung in die Sackgasse führen. Jede weitere Windung der Regulierungsspirale macht das Gesundheitssystem nur noch ineffizienter und teurer. Alle Parteien versprechen, die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge zu deckeln oder gar zu senken.

Dann müssen wir uns aber auch ehrlich machen: Nicht evidenzbasierte Struktur- und Personalvorgaben müssen drastisch reduziert werden. Diese bürokratisch festgelegten Standards kann sich niemand mehr leisten.

Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen

Statt die Prozesse aus einer praxisfernen Perspektive bis ins Detail zu regeln, sollten wir uns einerseits auf die Ergebnisse fokussieren. Andererseits müssen wir wieder den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns stellen. Kreativität, Zuwendung, Innovation und Effizienz werden durch das eigenverantwortliche Tun derer erzeugt, die jeden Tag Verantwortung in der Versorgung und für die Qualität eben jener übernehmen. Und nicht durch planwirtschaftliche Vorgaben!

Der Masterplan zur Stärkung unseres Gesundheitswesens sollte drei Aspekte beinhalten:

  • schrittweise die Sektorengrenzen verbunden mit der Implementierung eines möglichen Primärarztsystems aufheben,
  • drastische Anreize für Gesundheitsprävention
  • und die Entwicklung neuer ganzheitlicher Versorgungsformen für die Millionen älterer Menschen in unserer Gesellschaft.

Kurzum Mut, um das Sozialgesetzbuch (hier unter anderem Kapitel V) neu zu konzipieren.

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