Innovative Methoden aus der Start-up-Welt können auch im Krankenhausmanagement wertvolle Impulse liefern. Gerade agile Ansätze wie der Build-Measure-Learn-Zyklus helfen dabei, neue Lösungen schnell zu testen und bedarfsgerecht anzupassen.
Dabei wird eine Idee in einer möglichst einfachen, funktionalen Version – dem Minimal Viable Product (MVP) – umgesetzt, erste Erfahrungen gesammelt und auf Basis des Feedbacks weiterentwickelt. Dieses Vorgehen kann auch in komplexen Umfeldern wie Krankenhäusern dabei helfen, praxistaugliche Verbesserungen zügig einzuführen.
- Die Situation: Der Arbeitsalltag von Assistenzärzt:innen in Krankenhäusern ist oft von Unsicherheit geprägt. Die Einarbeitung erfolgt meist nach dem Prinzip „Learning by Doing“ mit wenig strukturierter Begleitung. Viele junge Mediziner:innen fühlen sich dadurch in den ersten Monaten überfordert, was nicht nur ihre eigene Zufriedenheit, sondern auch die Patientensicherheit beeinträchtigen kann. Gleichzeitig fehlt den erfahrenen Kolleg:innen oft die Zeit, um eine intensive Betreuung zu gewährleisten.
- Das Ziel: Durch die Anwendung von Prinzipien aus dem Lean Start-up-Ansatz, insbesondere dem Build-Measure-Learn-Zyklus und dem Konzept des MVP, soll die Einarbeitung effizienter, praxisnaher und bedarfsgerechter gestaltet werden. Statt monatelang an einem umfassenden Einarbeitungskonzept zu arbeiten, wird mit einer kleinen, sofort nutzbaren Lösung gestartet, die durch kontinuierliches Feedback verbessert wird.
- Der Impuls: In Zusammenarbeit mit Personalmanagement, IT und Assistenzärzt:innen testet die Klinik ein MVP in Form einer digitalen Wissensplattform auf Basis einer kostenfreien Projektmanagementsoftware. Diese enthält zunächst nur essenzielle Informationen, die Assistenzärzt:innen in den ersten Wochen benötigen: eine Top-15-Liste der häufigsten Fragen und die entsprechenden Antworten, Micro-Learning-Einheiten mit kurzen Erklärungen zu relevanten klinischen Abläufen sowie ein einfaches Mentoringtool, das direkte Fragen an erfahrene Ärzt:innen ermöglicht.
Nach vier Wochen wird das Feedback der Nutzenden eingeholt und die Plattform iterativ verbessert. Dabei stellt sich heraus, dass die Assistenzärzt:innen auch untereinander schneller und einfacher kommunizieren wollen, weshalb eine eigene Chatgruppe innerhalb des Social Intranets eröffnet wird. So bleibt die Einarbeitung flexibel und wird stetig an die Bedürfnisse der Nutzenden angepasst.