Während sich die Deutschen erst mühsam dazu durchringen, den Patienten erste Einblicke in die Ergebnisqualität von Krankenhäusern zu gewähren, ist in Großbritannien das Ranking von Gesundheitsanbietern gemäß ihrer Qualität Aufgabe einer staatlichen Agentur. Und in den USA werden auch Krankenversicherer nach ihrer Qualität beurteilt.
Die Revolution im Nationalen Gesundheitsdienst Großbritanniens (NHS) begann im Jahr 2003: Auf dem Höhepunkt einer öffentlichen Diskussion über Qualitätsmängel des NHS wurde per Gesetz eine neue staatliche, aber unabhängige Qualitätsüberwachungsinstitution für das Gesundheitswesen gegründet: die Commission for Healthcare Audit and Inspection (CHAI), kurz Healthcare Commission genannt. Ein Jahr später, im Juli 2004, wurde erstmals ein Ranking der britischen Gesundheitseinrichtungen veröffentlicht.
Dem lag ein Bewertungssystem zu Grunde, in dem alle erhobenen Parameter letztlich in einer zusammenfassenden Bewertung ausgedrückt wurden. Die am besten bewerteten Einrichtungen bekamen drei Sterne, die am schlechtesten bewerteten keinen Stern. Damit wurde die Aufgabe der Bewertung vom Staat auf eine nachgeordnete Qualitätsbehörde verlagert.
In den beiden vorhergehenden Jahren veröffentlichte das Gesundheitsministerium selbst solche Bewertungen nach dem Sterne-Muster.
Das Ranking umfasst keineswegs nur Akutkliniken, sondern gilt ebenso für Spezialkliniken, die vor allem elektive Eingriffe vornehmen, und Psychiatrische Kliniken sowie Einrichtungen des ambulanten Gesundheitswesens. Neben dem Rating der zum NHS gehörenden Einrichtungen werden von der Healthcare Commission zusätzlich auch alle privaten und freigemeinnützigen Leistungserbringer nach ihrer Qualität und Effizienz bewertet.
Der „Watchdog“ des Gesundheitssystems
Die Healthcare Commission, die sich selbst „Wachhund“ für die Qualität im britischen NHS nennt, beschreibt ihre Aufgabe so: Überprüfung der Standards der Versorgung durch Leistungserbringer im Gesundheitssystem über sieben Kategorien, die verschiedene Aspekte der Gesundheitsversorgung abdecken. Diese Kategorien sind:
• Sicherheit
• Klinische und Kosten-Effektivität
• Management
• Patientenfokus
• Zugänglichkeit
• Gestaltung der Versorgungsumgebung
• und Höflichkeit
• Public-Health-Aspekte.
Das für interessierte Laien ebenso wie Patienten sehr einfache Sterne- Bewertungsschema stieß jedoch auf viel Kritik. Nach zwei Jahren Erfahrung mit dem Sterne-System wurde es durch ein neues Bewertungsschema abgelöst: den „Annual Health Check“, bei dem nun die Bewertung in zwei Teilbereiche getrennt ist. Zum einen wird die Qualität der Gesundheitsversorgung beurteilt, zum anderen der Ressourcenverbrauch der einzelnen Einrichtungen. Häuser, die rote Zahlen aufweisen, werden mit dem schlechtesten Score „Schwach“ bewertet. Die Bewertung wurde gleichzeitig vom Sterne-System auf eine andere Skala umgestellt, die von „Exzellent“ über „Gut“ und „Befriedigend“ bis zu „Schwach“ reicht.
Die Bewertung des Umgangs mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wurde beibehalten. Das wurde damit begründet, dass eine Einrichtung, die dauerhaft ein Minus aufweist, auch in einer größeren Gefahr steht, aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Situation die Qualität der Versorgung zu verschlechtern. Das Ergebnis der ersten Bewertung nach dem neuen Schema erbrachte, dass in den Behandlungsleistungen sieben Prozent der bewerteten Akut-Trusts des NHS als qualitativ „schwach“ abschnitten. Von den ambulanten Einrichtungen wurden sogar 37 Prozent in diese Kategorie eingeordnet.
USA: Sterne für Leistungserbringer
In den USA sind solche Rankings seit vielen Jahren an der Tagesordnung – allerdings sind es dort nicht staatliche Einrichtungen, die die Qualität von Leistungserbringern bewerten, sondern große Nachrichtenmagazine, kommerzielle Rating- und Zertifizierungs-Einrichtungen sowie Non-Profit-Organisationen, die sich der Qualität im Gesundheitswesen verschrieben haben.
Das wohl bekannteste Qualitäts- Rating von Gesundheitseinrichtungen in den USA ist die „Best Hospitals Honor Roll“ vom „US News and World Report“. Jährlich werden dafür nahezu alle Krankenhäuser in den USA nach den von ihnen veröffentlichten Qualitätskennziffern bewertet und dann in eine Rangfolge gebracht. Die Beurteilung erfolgt in 16 Fachgebieten, und nur die Kliniken mit den besten Ergebnissen werden überhaupt im veröffentlichten Ranking aufgeführt.
Für den aktuellen Report des Jahres 2007 wurden mehr als 5 000 Einrichtungen getestet, aber nur 173 wurden so gut bewertet, dass sie im veröffentlichten Ranking berücksichtigt wurden. Aus dieser Gruppe wurden schließlich 18 als die besten US-Hospitals für 2007 ausgewählt – sie erhielten einen Platz in der „Best Hospitals Honor Roll“.
Solche und ähnliche Krankenhaus- Rankings findet der US-Patient an vielen Stellen. Will er detailliertere Informationen über das Hospital seiner Wahl, wird er zum Teil zur Kasse gebeten – teilweise sind die Informationsangebote aber auch kostenlos. Die Bewertung erfolgt nach verschiedenen Mustern – mal nach Punkten wie im gezeigten Beispiel des „US News and World Report“ oder aber nach dem bekannten Hotel-Bewertungsschema mit maximal fünf Sternen – so etwa beim Portal „HealthGrades“ (www.healthgrades.com). Beim Krankheitsbild Schlaganfall (Stroke) zum Beispiel vergibt HealthGrades seine maximal fünf Sterne in den drei Kategorien Inhospital Mortality (Survival), Inhospital + 1 Month Mortality (Recovery + 30), Inhospital + 6 Month Mortality (Recovery + 180).
NCQA bewertet auch Health Plans
Doch in den USA werden auch Krankenversicherer einer vergleichbaren Bewertung ihrer Leistungen und deren Qualität unterzogen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Health Plan Ranking von NCQA, dem National Committee for Quality Assurance (www.ncqa.org) in Washington, einer Non-Profit-Organisation, die insbesondere die Qualität der medizinischen Versorgung im Rahmen verschiedener Versicherungsangebote untersucht und miteinander vergleicht.
Auch NCQA bewertet die Leistungen der Krankenversicherer mit Hilfe eines Sterne-Systems (0 bis 4 Sterne). Das Gesamtergebnis wird dann nochmals in einer zusammenfassenden Bewertung ausgedrückt, deren bester Wert „Excellent“ ist. Die verschiedenen Versicherungsangebote („Health Plans“) werden nach der Zugänglichkeit zur Versorgung, dem Service, der Qualifikation der Leistungserbringer, der Akutversorgung, dem Angebot an präventiven Maßnahmen sowie an Disease Management-Programmen für chronisch Kranke bewertet.
Die 18 besten US-Kliniken nach dem neuesten Hospital Ranking vom „US News and World Report“
1. Johns Hopkins Hospital, Baltimore (30 points in 15 specialties)
2. Mayo Clinic, Rochester, Minn. (29 points in 15 specialties)
3. UCLA Medical Center, Los Angeles (25 points in 15 specialties)
4. Cleveland Clinic (25 points in 13 specialties)
5. Massachusetts General Hospital, Boston (23 points in 12 specialties)
6. New York-Presbyterian Univ. Hosp. of Columbia and Cornell (21 points in 11 specialties)
7. Duke University Medical Center, Durham, N.C. (18 points in 10 specialties)
8. University of California, San Francisco Medical Center (18 points in 10 specialties)
9. Barnes-Jewish Hospital/Washington University, St. Louis (17 points in 11 specialties)
10. Brigham and Women’s Hospital, Boston (16 points in 10 specialties)
11. University of Washington Medical Center, Seattle (15 points in 9 specialties)
12. Hospital of the University of Pennsylvania, Philadelphia (11 points in 8 specialties)
13. University of Pittsburgh Medical Center (10 points in 7 specialties)
14. University of Michigan Hospitals and Health Centers, Ann Arbor (9 points in 7 specialties)
15. Stanford Hospital and Clinics, Stanford, Calif. (8 points in 6 specialties)
16. Yale-New Haven Hospital, New Haven, Conn. (8 points in 6 specialties)
17. Cedars-Sinai Medical Center, Los Angeles (7 points in 6 specialties)
18. University of Chicago Medical Center (7 points in 6 specialties)
Quelle: health.usnews.com/usnews/health/best-hospitals/honorroll.htm