Der Mangel an Intensivfachpflegenden war Schwerpunktthema auf dem Deutschen Fachpflegekongress am 13. und 14. Juni 2014 in Münster. „Unbesetzte Planstellen – speziell im Intensivbereich und der Anästhesie – sind heute keine Seltenheit mehr und führen zur Verknappung der zu belegenden Intensivbetten oder zur Verschiebung geplanter Operationen aufgrund fehlenden Personals", erläuterte Lothar Ullrich, 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V. (DGF). Gesellschaftspolitisch sei es deshalb notwendig, so schnell wie möglich Schritte gegen den Fachpflegemangel einzuleiten. Dazu gehöre unter anderem eine bessere Personalausstattung auf den Intensivstationen mit Einhaltung von Fachquoten.
Auf die Notwendigkeit der Personalbemessung wies auch Barbara Steffens, NRW-Gesundheitsministerin und Schirmherrin des Kongresses, hin. „Während die Zahl der Betten und Ärzte in den Krankenhäusern steigt, haben wir schon Glück, wenn die Zahl der Pflegestellen stagniert", sagte Steffens in Münster. Ein Problem sieht die Politikerin in fehlenden Mindeststandards für die Personalstärke. Im Moment sei kein Krankenhaus rechtlich verpflichtet, in Pflegepersonal zu investieren. Deshalb sei eine Personalbemessung dringend notwendig. „Dies ist eine Aufgabe, die auf Bundesebene gelöst werden muss", mahnte die Ministerin.
Wie wichtig ausreichend und gut qualifiziertes Personal auf Intensivstationen ist, zeigen aktuelle Studien. Darauf wies die Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke, Christel Bienstein, hin. Die RN4CAST-Studie aus dem Jahr 2012 belege unzweifelhaft, dass bei nicht ausreichend vorhandenem Pflegepersonal die Risiken gesundheitlicher Schädigungen für die Patienten steigen. „Eine weitere Verschlechterung für die Betroffenen tritt ein, wenn diese nicht ausreichend qualifiziert sind", sagte die renommierte Pflegewissenschaftlerin. Deswegen müsse weiter in die Wissensbildung in der Pflege investiert werden.
Neben der Wissensbildung müsse aber auch dringend an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden – das machte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), deutlich. „Die Rahmenbedingungen, unter denen Pflegende ihre Arbeit erbringen, sind umgehend durch angemessene Personalausstattungen zu entwickeln und erheblich verbesserte tarifliche Entlohnungen aufzuwerten."
Der Deutsche Fachpflegekongress, zu dem gut 500 Teilnehmer kamen, bot ein umfangreiches Fortbildungsangebot und Diskussionsforum zu den Bereichen Intensivpflege, Anästhesie und pädiatrische Intensivpflege. Zudem fanden Industrieworkshops und Präsentationen einzelner Kliniken statt, die ihre Konzepte und Ideen im Sinne von „Best Practice" vorstellten. Eine umfangreiche Industrieausstellung rundete den Kongress ab. Die DGF ist Veranstalter des Kongresses, der in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Münster, St.-Johannes-Hospital Dortmund und dem Bibliomed-Verlag alljährlich stattfindet.