Die Akademisierung der Pflege- und Gesundheitsberufe ist ein Erfolgsmodell. Das zeigt eine Evaluationsstudie, die am vergangenen Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Ein wissenschaftliches Team untersuchte zwischen März 2012 und Dezember 2014 elf Modellstudiengänge an sieben Modellhochschulen in Nordrhein-Westfalen (NRW). „Die Absolventen bringen ein anderes Kompetenzprofil mit als klassisch ausgebildetes Pflegepersonal", erläuterte Bernd Reuschenberg, Professor für Pflegewissenschaft an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München.
Dies ergab eine Kompetenzmessung in Form einer Selbsteinschätzung unter 440 Studierenden, Hochschulabsolventen und Auszubildenden sowie eine Fremdeinschätzung von Personen, die Erfahrung mit Studierenden und Absolventen haben. Dabei schnitten die Studierenden in fast allen Bereichen besser ab, beispielsweise in der Fähigkeit zur Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse, aber auch in der fallorientierten Vorgehensweise und der Fähigkeit zum interprofessionellen Dialog.
Von diesen Kompetenzen profitiert auch die Versorgungsqualität. Das belegte Ingrid Darmann-Finck, Projektleitung der Evaluationsstudie und Professorin am Institut für Public Health und Pflegeforschung in Bremen, anhand internationaler Studien. Je höher der Anteil der Bachelor-Absolventen am Gesamtpflegepersonal, desto niedriger die Mortalität und die Wahrscheinlichkeit, einen Dekubitus oder andere Komplikationen zu erleiden und daran zu versterben.
Verbunden war die Veranstaltung mit einer klaren politischen Forderung seitens der beteiligten Hochschulen: „Wir benötigen bundeseinheitliche Vorgaben zur Gestaltung einer hochschulischen Pflegeausbildung", betonte Wolfgang Heffels, Professor an der Katholischen Hochschule NRW in Köln. Die Berufsgesetze seien derzeit nicht hochschulkompatibel und bedürften dringend der Novellierung.
Unterstützung erhielten die Vertreter der Hochschulen von der NRW-Gesundheitsministerin: „Wir brauchen jetzt die Entscheidung auf Bundesebene, dass die Akademisierung dauerhaft geregelt wird", sagte Barbara Steffens in Berlin. Sie sehe sonst schwarz für die Hochschulen, die schon jetzt dringend Planungssicherheit benötigten. Die Modellstudiengänge sind bis 2017 verlängert worden, um ab 2018 hoffentlich in eine regelhafte Struktur übergehen zu können.
>> Weiteren Informationen zur Veranstaltung und den Studienergebnissen