Zum Auftakt des zweiten Tages des 16. Nationalen DRG-Forums in Berlin hat der Blogger und Digitalisierungs-Experte Sascha Lobo an die knapp 1.400 Teilnehmer und insbesondere die vielen anwesenden Krankenhausmanager in seiner Eröffnungsrede appelliert, die Digitalisierung und die Nutzung von Daten aktiv mitzugestalten. „Ein Teil ihrer Verantwortung wird es sein, sich um diese Datenströme Gedanken zu machen“, sagte Lobo. Es stelle sich die Frage, ob sich Datenströme in den Klinikalltag integrieren ließen, und ob man das konkret auch tun sollte. Lobo: „Ich glaube ja. Ich weiß aber nicht wann. Aber Sie sollten dem eine Chance geben.“
Lobo nannte viele Beispiele, wie schon heute Datenströme die Gesundheitswirtschaft verändern. In amerikanischen Krankenhäuser etwa werden App-Plattformen des IT-Konzerns Apple immer wichtiger. „Es erwartet Sie Konkurrenz von unerwarteter Seite“, sagte Lobo. Google und Apple drängten mit aller Macht in Gesundheitsmarkt. Google etwa könne schon heute mit seinem derzeitigen Datenbestand aus 100 beliebigen Personen in einem beliebigen Raum 45 identifizieren, die sich für eine private Krankenversicherung lohnten.
Als weiteres Beispiel nannte er eine mit dem Internet verbundene Zahnbürste, die mit einer App-Plattform verbunden sei und das Putzverhalten analysiere. Lobo: „Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der ich von meiner Zahnbürste eine Text-Nachricht bekomme, die sagt: ‚Herr Lobo, wenn Sie nicht in zehn Minuten Ihre Zähne putzen, dann verlieren sie Ihre Zahnzusatzversicherung.‘"
Als konkrete Entwicklung der vergangenen Monate nannte Lobo die „Mobile Revolution“. Diese würde von meisten Akteuren unterschätzt. „Seit fünf Monaten gibt es mehr Seitenaufrufe mittels mobiler Geräte als von Desktop-Geräten“, erklärte er. Entsprechend müssten Internetseiten anders gestaltet werden. „Wie machen Krankenhäuser ihre Websites?“, fragte Lobo. Auch die Kliniken müssten sich dem digitalen Lifestyle stellen.
Jugendliche tränken heute weniger Alkohol und rauchten weniger. „Sie haben ihre Sucht in Richtung Smartphone ersetzt“, berichtete Lobo. Das Smartphone werde zur Fernbedienung des eigenen Lebens, Gesundheit zum „digitalen Lifestyle“. Seit Anfang Januar verkaufe Apple das blood glucose monitoring kit, mit dem anhand eines Tropfens Blut Privatpersonen ihren Blutzuckerspiegel bestimmen könnten. Auf dem Smartphone werden die Daten gesammelt. „Damit kommen Menschen bis an die Grenze des Krankenhauses. Da kommen sie nicht rein. Dieses zu ignorieren, wird nicht mehr lange gut gehen.“
Entscheidend sei vielfach nicht die Technologie, sondern die Verhaltensänderung, die sich daraus ergebe, oftmals auch mit positiven gesellschaftlichen Folgen. Eine Busfirma in Baden-Württemberg habe große Probleme mit Vandalismus gehabt. Die Schäden seien aber auf null gefallen, sobald es WLAN in den Bussen gab. Daten aus der Schweiz zeigten eine geringere Jugendkriminalität, die deutlich auf Smartphones zurückzuführen sei.