Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) weist Vorwürfe zurück, dass die Zahl von Tötungen in deutschen Krankenhäusern womöglich größer sei als bislang gedacht. Zu diesem Ergebnis kam eine in dieser Woche veröffentlichte Studie des Chefarztes und Professors für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke, Karl H. Beine, der mehr als 5.000 Kranken-, Altenpfleger und Ärzte zu dem Thema befragt hatte. Die Zahlen seien zwar nicht repräsentativ, dennoch liefere die Studie Hinweise, dass das Bild des Einzeltäters, wie etwa in Delmenhorst, ins Wanken gerate, so Beine. 3,4 Prozent der Ärzte, 1,8 Prozent der Altenpfleger und 1,5 Prozent der Krankenpfleger haben demnach die Frage bejaht, dass sie selbst schon einmal aktiv das Leiden von Patienten beendet haben. Die Rede war in diesem Zusammenhang von bis zu 21.000 Patienten, die durch Tötung in deutschen Kliniken stürben.
"Dies ist eine unverantwortliche Behauptung, die als völlig unseriös zurückzuweisen ist“, erklärte dazu DKG-Präsident Thomas Reumann. In einem Zeitungsbeitrag stelle der Autor selbst infrage, ob seine Befragung von den Teilnehmern richtig verstanden wurde. „Seine ‚empirische Schätzung‘ unterscheidet offensichtlich nicht zwischen der Begleitung von Sterbenden und Töten“, so Reumann weiter. Der palliativmedizinische Ansatz würde so diskreditiert, die Pflegeberufe unter Generalverdacht gestellt. Reumann sprach zudem von „Effekthascherei mit gezieltem Schlechtreden zum Verkauf des eigenen Buches auf Kosten von Pflegekräften“.
„Unsere Untersuchung besagt nicht, dass nun gesichert von vielen tausend Mord- oder Totschlagsdelikten pro Jahr in Deutschland auszugehen ist“, teilte Studienautor Beine heute in einer Pressemitteilung mit. Unter den „Ja“-Antworten würde vermutlich auch eine unbestimmte Anzahl von lebensbeendenden Maßnahmen sein, die der passiven Sterbehilfe zuzuordnen sind – „aber eben auch eine Anzahl Tötungen ohne explizite Willensäußerungen von Patienten oder Heimbewohnern“. Anliegen sei es, ein Tabuthema aufzugreifen, zu einer wichtigen gesellschaftlichen Diskussion und zu Lösungsansätzen zu kommen.
f&w - führen und wirtschaften im Krankenhaus hatte Anfang dieses Jahres über das Thema berichtet und Krankenhäusern Hinweise gegeben, wie sie Warnzeichen für Gewalt, sexuellen Missbrauch und sogar Mord an Patienten erkennen und diese Verbrechen präventiv verhindern können.