Der Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) fordert eine klare Patientensteuerung weg von den Ambulanzen der Krankenhäuser. „Die Politik müsste Notaufnahmen ohne Portalpraxen schließen“, forderte der SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dirk Heinrich am Donnerstagmittag bei der Präsentation einer Plakatkampagne seines Verbandes zur Bundestagswahl. Heinrich attestierte den Versicherten eine „Zalando-Mentalität“ – sie wollten jederzeit Zugriff haben auf medizinische Leistungen, gestand aber zu: „Man kann Menschen nicht umerziehen.“ Es sei jedoch nicht sinnvoll, dass Patienten ungehindert mit kleineren Beschwerden in die Ambulanzen der Krankenhäuser strömten, statt niedergelassene ambulante Ärzte aufzusuchen.
Heinrich verwies auf die Selbsteinschätzung der Patienten: 50 Prozent gäben in den Notaufnahmen an, eigentlich keine dringenden Notfälle zu sein. „Die Notfallversorgung muss sich ändern, aber nicht in die Richtung, wie sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) das vorstellt“, erklärte er. Die Versorgung der Bevölkerung mit Fachärzten über die Kliniken stelle die „teuerste Möglichkeit“ dar. Stattdessen fordert Heinrich neben der Stärkung der Portalpraxen eine telefonische Beratung der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zur Patientensteuerung.
Der SpiFa verlangt zudem das Ende der Budgetierung im ambulanten Sektor. Die Kosten hierfür beziffert er auf ein bis zwei Milliarden Euro pro Jahr. Bessere finanzielle Bedingungen führten zu höheren Anreizen für Mediziner, sich niederzulassen. Heinrich berichtete, dass ein Oberarzt im Krankenhaus ohne Personalverantwortung rund 120.000 Euro im Jahr verdiene, ein niedergelassener Arzt der gleichen Fachrichtung aber nur 85.000 Euro. Der Grund: Wegen der Budgetierung werde rund ein Drittel der Leistungen von KV-Ärzten nicht vergütet. „Die Politik erntet, was sie gesät hat“, sagte er – weniger niedergelassene Fachärzte. SpiFa-Geschäftsführer Lars Lindemann befürwortete gegenüber BibliomedManager des weiteren eine Regelung, dass die Leitung von Krankenhäusern, zumindest alle patientenrelevanten Entscheidungen, in der Hände von Ärzten liegen solle. Nur so sei eine auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtete Führung von Kliniken notwendig, weil dann auch der Vorstand dem ärztlichen Berufsrecht unterliege.
Mit seiner Plakataktion will der SpiFa vor allem Stimmung gegen die Bürgerversicherung machen, wie sie im Bundestagswahlkampf von SPD, Grünen und Linken propagiert wird. „Wir empfehlen Parteien, die gegen die Bürgerversicherung sind“, sagte Heinrich. Schließlich führe diese zu einem „Gatekeeper-System“, wie es der Hausärzteverband fordere. „Das bedeutet in aller Regel das Ende der freien Arztwahl.“ Außerdem weist der SpiFa darauf hin, dass die zehn Prozent Privatversicherten in Deutschland für 30 Prozent der Praxiseinnahmen sorgten und somit das Gesamtsystem stützten.