Neue Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz und im sogenannten Deep Learning eröffnen der Psychiatrie neue Ansätze. Darauf machte Andreas Meyer-Lindenberg, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), beim Weltkongress der Psychiatrie in Berlin aufmerksam. Diese Methoden machten es möglich, Muster in hochkomplexen Datensätzen zu erkennen. Dies lasse sich dann für die Diagnose und potenziell auch für die Therapie psychischer Störungen einsetzen.
Künstliche Intelligenz könne beispielsweise zum Einsatz kommen, um Patienten mit einer schizophrenen Psychose früher zu erkennen. Häufig gingen künftige Patienten schon zum Arzt, bevor die Krankheit ausbreche, so Meyer-Lindenberg. Zum Beispiel deshalb, weil sie mit der Arbeit nicht mehr zurechtkommen. In dieser Phase werde die Krankheit mit den derzeitigen Methoden aber häufig noch nicht erkannt. In der Forschung gebe es nun Fortschritte, um mithilfe bildgebender Daten sowie genetischer Daten Muster zu erkennen. Dadurch lasse sich mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit vorhersagen, wer später an einer Psychose erkranken werde.
Eine weitere Möglichkeit bestehe darin, anhand von Verhaltensdaten des Smartphones Muster zu erkennen. Es sei bereits jetzt möglich, zu ermitteln, ob sich jemand mit einer manisch depressiven Erkrankung oder bipolaren Störung in einer Phase der Depression befinde. „Es nähren sich jetzt die Anzeichen, dass man durch eine Machine-Learning-Analyse auch schon vor einer solchen Phase erkennen kann, dass sich etwas anbahnt“, sagte Meyer-Lindenberg. So lasse sich dann im Vorfeld der Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.
Anwendungen wie diese sollten jedoch nur auf Grundlage eines umfassenden Sicherheitskonzepts eingesetzt werden, sagte das DGPPN-Vorstandsmitglied. Die Patienten müssten jederzeit die Nutzung ihrer Daten widerrufen können. Der gesetzliche Rahmen für den Einsatz sei bereits vorhanden. Er müsse jedoch auch „konsequent umgesetzt werden“, so Meyer-Lindenberg.