Die Zahl lebensrettender Organspenden in Deutschland ist erstmals seit mehreren Jahren wieder deutlich gestiegen. Bundesweit haben im vergangenen Jahr 955 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe für schwerkranke Patienten gespendet, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Freitag mit. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von knapp 20 Prozent. Auch die Zahl der Organe verstorbener Spender, die in deutschen Kliniken transplantiert wurden, stieg an: Sie erhöhte sich ebenfalls um fast ein Fünftel auf 3.264 Organe. Besonders erfreulich bewertet die DSO, die die Abläufe in Deutschland koordiniert, dass die Kontaktaufnahmen der Kliniken mit der Koordinierungsstelle im vergangenen Jahr zugenommen haben.
"Die aktuelle Entwicklung bedeutet einen ersten Hoffnungsschimmer für die Patienten auf den Wartelisten", erklärte DSO-Vorstand Axel Rahmel. "Das darf uns jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in 2019 noch viel zu tun gibt." Positiv bewertet Rahmel den Entwurf für das geplante „Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende“. Es setze genau dort an, wo Schwachstellen im System festgestellt worden seien. Es stärke die Position der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken. Zudem sorge es unter anderem für eine bessere Finanzierung der Kliniken, die dem Aufwand gerechter werde. Am kommenden Donnerstag bringt Gesundheitsminister Spahn den Gesetzentwurf in den Bundestag ein.
Parallel dazu läuft momentan unter den Mitgliedern des Deutschen Bundestags eine Diskussion über neue Organspende-Regeln. Jens Spahn wirbt dabei für eine "doppelte Widerspruchslösung". Demnach gilt jeder automatisch als Spender - es sei denn, er widerspricht dem. Hat er das nicht getan, werden als zusätzliche Hürde die Angehörigen gefragt. Bislang muss der Betroffene oder Angehörige ausdrücklich zustimmen. Eine Gruppe von Abgeordneten um Grünen-Chefin Annalena Baerbock und Linke-Chefin Katja Kipping schlägt hingegen vor, die Bereitschaft zu Organspenden regelmäßig beim Abholen eines neuen Personalausweises oder Passes abzufragen.