Mehr als jedem vierten Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung ist in den vergangenen zwölf Monaten eine ärztliche Leistung als Privatleistung angeboten worden. Das hat eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) ergeben. Ärzte boten demnach die sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (Igel) häufiger Patienten mit einem höheren Einkommen an. Bei den Befragten mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro wurde nur rund jeder Fünfte vom Arzt auf diese Leistungen angesprochen. Bei Personen mit einem Haushaltseinkommen über 4.000 Euro war es mehr als jeder Dritte.
Die Igel-Angebote sind Diagnose- und Behandlungsmethoden, die nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung gehören und die Versicherte deshalb aus eigener Tasche bezahlen müssen. Nach Wido-Angaben sprechen insbesondere Frauenärzte, Augenärzte und Orthopäden ihre Patienten auf diese Angebote an. Insgesamt hat der Igel-Markt laut Hochrechnungen ein Volumen von rund einer Milliarde Euro pro Jahr.
Zu den Igel-Leistungen zählen Angebote wie Reiseimpfungen, die aus Wido-Sicht sinnvoll sind. Kritisch werden jedoch beispielsweise Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung beim Gynäkologen gesehen. Hierfür gebe es laut Studien keinen Hinweis auf einen Nutzen.