Analyse des Wido

60 Prozent aller Fälle eignen sich für ambulante Versorgung

  • Politik
Patient im Krankenhaus
In 15 der 21 fallzahlstärksten Leistungsgruppen konnten laut der Wido-Analyse über 50 Prozent der Fälle als potenziell „ambulantisierbar“ identifiziert werden. © iStock.com/anankkml

Eine am Montag veröffentlichte Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) zeigt: Rund 60 Prozent der derzeit vollstationär behandelten Fälle eignen sich für eine ambulante Versorgung. 

Auf Basis der Abrechnungsdaten sämtlicher vollstationärer Krankenhausfälle von AOK-Versicherten im Jahr 2024 hat das Autorenteam der Analyse für jeden stationären Fall die mögliche Zuordnung zu einem der sechs betrachteten Ambulantisierungsansätze geprüft. Um das Gesamtpotenzial zu berechnen, wurde jeder abgerechnete Krankenhausfall nur genau einem dieser Ansätze zugeordnet.

Das Ergebnis: Etwa 60 Prozent der Krankenhausfälle des Jahres 2024 konnten einem der Ambulantisierungspotenziale zugeordnet werden. Dies entspricht hochgerechnet über 8 Millionen GKV-Fällen. Die Untersuchung basiert auf Abrechnungsdaten aller vollstationären Krankenhausfälle von AOK-Versicherten im Jahr 2024.

Hohes Potenzial bei Herzkatheter-Behandlungen

Bei den Leistungsgruppen zeigten sich große Unterschiede: Während in der Leistungsgruppe für Herzkatheter-Behandlungen (Ablationen) und elektrophysiologische Untersuchungen (EPU) mehr als 80 Prozent der Behandlungen ambulantes Potenzial aufweisen, geht das Ambulantisierungspotenzial im Falle der Leistungsgruppe zur Schlaganfall-Behandlung in sogenannten Stroke-Units gegen Null.

In 15 der 21 fallzahlstärksten Leistungsgruppen konnten über 50 Prozent der Fälle als potenziell „ambulantisierbar“ identifiziert werden. Für die mit Abstand fallzahlstärksten Leistungsgruppen „Allgemeine Innere Medizin“ und „Allgemeine Chirurgie“ werden jeweils etwa 60 Prozent der Fälle als ambulantes Potenzial identifiziert.

Wichtige Hinweise für die Krankenhausplanung

Bezogen auf Belegungstage und Behandlungskosten liegt das Potenzial laut der Analyse bei etwa 40 Prozent. Die Berechnung könne den Verantwortlichen für die Krankenhausplanung wichtige Hinweise liefern, sagt WIdO-Geschäftsführer David Scheller-Kreinsen: "Wenn Leistungen, die ambulant erbracht oder durch eine bessere ambulante Versorgung ganz vermieden werden können, weiterhin für stationäre Strukturen geplant werden, zementiert das strukturelle Ineffizienzen.“ Gerade in den Leistungsgruppen der Grundversorgung werde sich entscheiden, ob die hohen Zahlen stationärer Behandlungen nachhaltig gesenkt werden können.

Anpassung der Vorhaltefinanzierung zwingend

Die Analyse des WIdO habe auch Relevanz für die Weiterentwicklung der Vorhaltevergütung. Scheller-Kreinsen sagt: "Die Analysen machen deutlich, dass für viele Leistungsgruppen eine Anpassung der Vorhaltefinanzierung entlang der Ambulantisierungspotenziale zwingend ist, die oftmals im mittleren zweistelligen Prozentbereich liegen. Hier wären stattdessen moderne und interprofessionelle, ambulante Versorgungsstrukturen die geeignetere und effizientere Lösung.“

Die Analyse ist als frei auf der Webseite des WIdO veröffentlicht.

cs

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