Die Politik ruft Kliniken auf, den Normalbetrieb wieder anzuschieben und verschobene Operationen abzuarbeiten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat nun ein Papier zum Vorgehen veröffentlicht. DKG-Präsident Gerald Gaß wünscht sich von den Ländern bundesweite Vorgaben über freizuhaltende Betten und eine Priorisierung für stationär aufzunehmende Patienten außerhalb des Covid-19-Geschehens. Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich heute mit einem Papier an die Länder gewandt und damit Teile der DKG-Forderungen aufgegriffen. DKG-Chef Gaß fordert in einem 10-Punkte-Plan eine „gesunde Balance“.
Für alle Krankenhäuser, die über Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19-Patienten verfügen und im Divi-Register gelistet sind, soll die Vorgabe gelten, 20 Prozent ihrer Intensivbehandlungsbetten mit Beatmungsmöglichkeit freizuhalten. Kliniken müssten außerdem in der Lage sein, innerhalb von 72 Stunden weitere Behandlungskapazitäten für Covid-19-Patienten zu organisieren. Eine Aufnahme von Covid-19-Patienten aus EU-Ländern ist laut DKG nur insoweit möglich, wie die Daseinsvorsorge für die eigene Bevölkerung mit ausreichend vielen Intensivbetten gesichert ist.
Reha-Kliniken sollen wieder Reha machen
Im Zuge der ersten Infektionswelle habe sich gezeigt, dass die Behandlungskapazitäten in den Akutkrankenhäusern ausreichend sind, um die aus dem zurückliegenden Infektionsgeschehen entstehende Krankheitslast zu versorgen. Die Reha-Kliniken sollen deshalb ihren regulären Betrieb wieder aufnehmen. Die Pflegeheime brauchen hingegen weitere Unterstützung für die Isolierung von Verdachtsfällen und Corona-positiven Bewohnern. Konkrete Unterstützung sollen die regionalen Netzwerkstrukturen gewähren, an denen sich die Kliniken beteiligen werden.
Teststrategie für Kliniken
Um Infektionsketten in Kliniken zu vermeiden, müsse es eine Teststrategie geben, die positive Patienten und Mitarbeiter frühzeitig erkennt. Diese sollte das RKI entwickeln und bundesweit einheitlich vorgeben. Die Testung müsse regelmäßig und refinanziert sein. Gaß fordert eine hausindividuelle Infektionsprävention, „wenn wir wieder in die Regelversorgung einsteigen“. Behandlungsbereiche müssten räumlich getrennt sein.
Ambulante Behandlungen anschieben
Die DKG fordert, dass Patienten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht stationär aufgenommen werden müssen, wieder in vollem Umfang ambulant behandelt werden, sprich, dass auch die niedergelassenen Ärzte ihren Regelbetrieb wieder verstärkt aufnehmen.
Keine rein leistungsbezogene Vergütung
Neben dem derzeit aktiven finanziellen Rettungsschirm brauche es auch mittelfristige Finanzierungsinstrumente, die nicht rein leistungsbezogen sind, fordert die DKG. Eine ausschließliche Vergütung über DRGs und Pflegesätze lehnen die Kliniken für die Corona-Zeit ab.