Einige Klinikchefs stehen in der Kritik, vorzeitig eine SARS-CoV-2-Impfung erhalten zu haben, obwohl sie nicht zur priorisierten Personengruppe gehören. So ließ sich etwa der Geschäftsführer des Krankenhauses Wittmund impfen, wie der Landkreis in einer Pressemitteilung bestätigt. In dem Schreiben weist der Landkreis jedoch den Vorwurf zurück, dass der Geschäftsführer anderem Personal die Impfdosis weggenommen habe, wie es der NDR noch berichtet hatte. Weil Impfberechtige zu ihren Terminen nicht erschienen, Impfdosen übrig geblieben sind und nicht länger gelagert werden konnten, wurden neben dem Geschäftsführer auch Reinigungskräfte, ein Pförtner sowie Mitarbeiter aus der Materialbeschaffung geimpft, erklärt der Landkreis dazu. „Man sei zudem durch das Land Niedersachsen angehalten, möglichst jede Impfdosis zu verwenden“, heißt es weiter. „Der Geschäftsführer genießt daher weiterhin das vollste Vertrauen des Aufsichtsrates sowie den Fraktionsspitzen des Kreistages.“
Um auf zukünftige Restbestände nach Impfungen besser vorbereitet zu sein, hätten Leiter des Impfzentrums und Corona-Krisenstabes des Landkreises bereits Mitte Januar eine Prioritätenliste erstellt und die dort aufgelisteten Institutionen informiert. Sollte es erneut einen Fall geben, dass Impfdosen in der Praxis übrig bleiben, würden seitdem potenzielle Impflinge in folgender Reihenfolge abgefragt:1. Mitarbeiter von mobilen Pflegediensten, 2. Mitarbeiter von Arztpraxen (sogenannte Abstrichpraxen), 3. Polizeibeamte.
Vergangene Woche war auch bekannt geworden, dass sich der Geschäftsführer der Kliniken Aurich-Emden-Norden vorzeitig impfen lassen hat. In einem Brief hat er sich mittlerweile entschuldigt. Er übernehme die volle und alleinige Verantwortung und betrachte im Nachhinein seinen Entschluss als Fehler. Die Entschuldigung bezeichnet der Aufsichtsrat als richtigen Schritt. Zwar missbilligt er das Verhalten des Geschäftsführers, spricht ihm aber weiterhin das „Vertrauen hinsichtlich seiner Tätigkeit für die geplante Zentralklinik aus“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Medienberichten zufolge sollen sich unter anderem weitere Fälle in Hessen und Niedersachsen ereignet haben.