Orientierungswert von Heinz Lohmann

Ambulante Pflege jetzt zukunftsfähig machen

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Ambulante Pflege jetzt zukunftsfähig machen
Heinz Lohmann © Falk von Traubenberg

Um die Herausforderungen in der ambulanten Pflege zu bewältigen, gibt es nach Einschätzung von Heinz Lohmann nur einen Weg: Radikale Konsolidierung, Digitalisierung und Professionalisierung. 

Die Krise lässt sich nicht mehr unter den Teppich kehren. In der ambulanten Pflege werden derzeit schon knapp zwei Millionen Patientinnen und Patienten versorgt, Tendenz stark steigend. Auch die Zahl der Pflegedienste hat sich in den vergangenen 20 Jahren auf 17.600 mehr als verdoppelt. Aber genau darin steckt auch ein Teil des Problems. Die völlig fragmentierten Strukturen der ambulanten Pflege werden künftig den Herausforderungen nicht gerecht werden. Es bereitet heute schon erhebliche Mühe, einen geeigneten Pflegedienst zu finden. Der Personalmangel in der Pflege schlägt hier voll durch. Zudem wollen viele kleine Pflegeunternehmerinnen und -unternehmer auch angesichts der immer mehr und höher werdenden bürokratischen Hürden nicht mehr weitermachen. Die Suche nach geeigneten Nachfolgern gestaltet sich immer schwieriger. Gesellschaftlich einfach so weiterzumachen, ist also keine erfolgversprechende Option.

Kaum professionelle Strukturen in der ambulanten Pflege

Wer aus welchen Gründen auch immer mit der Arbeit von ambulanten Pflegediensten in Berührung kommt, erkennt schnell die Diskrepanz zwischen der engagierten Pflege und der improvisatorischen Organisation. Viel zu häufig sind zur Dokumentation beispielsweise immer noch Bleistift, Karopapier und Radiergummi im Routinegebrauch. Auch die Einsatzplanung von Pflegekräften und Fahrzeiten ist in aller Regel das Ergebnis von Hand- und Kopfarbeit. Qualitätsmanagement, Personalentwicklung, Einkaufsstrategie, und Technologieeinsatzplanung gibt es vereinzelt, aber die Regel ist es nicht. Das gilt umso mehr für die systematische und flächendeckende Nutzung der Chancen, die die Digitalisierung bietet. Um hier weiterzukommen, bedarf es einer Professionalisierung der Strukturen. Wie in den Krankenhäusern beginnend vor gut 30 Jahren muss auch in der ambulanten Pflege durchgehend ein professionelles Management für Effizienz und Effektivität sorgen. Um eine solche dringend notwendige Perspektive zu eröffnen, müssen durchweg größere Einheiten gebildet werden. Zusammenschlüsse und Kooperationen sind das Gebot der Stunde. An der Konsolidierung der Branche führt kein Weg vorbei.

Gemeinnützige und private Akteure müssen im Wettbewerb um die Kunst der Patienten und Patienten und deren Angehörigen um die besten Lösungen Ringen. Der Staat muss dazu den Rahmen bestimmen, damit die Interessen der Klientinnen und Klienten gewahrt werden. Diese Regeln müssen für alle Anbieter in gleicher Weise gelten. Auf ideologische Debatten, wie wir sie sonst gelegentlich zu führen pflegen, sollten wir angesichts der Dramatik der Herausforderungen tunlichst verzichten. Das Ziel der jetzt anstehenden Veränderungen in der ambulanten Pflege muss ein leistungsfähiges System mit innovativen Unternehmen sein, dass die Patientinnen und Patienten im Fokus hat. Jedwede zu Verfügung stehende Technologien, insbesondere Robotik und KI, müssen zeitnah zum Einsatz kommen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten. Sie müssen sich voll und ganz auf die Betreuung der hilfebedürftigen Menschen konzentrieren können. Der Wandel hin zu einer funktionsfähigen ambulanten Pflege muss jetzt aktiv gestaltet werden.

Autor

Prof. Heinz Lohmann

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