Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) hat seine gesundheitspolitischen Forderungen zur Bundestagswahl veröffentlicht. Sie sehen unter anderem einen bundeseinheitlichen Planungs- und Finanzierungsrahmen mit Mindeststandards sowie eine regionale Planung, die evidenzbasierte, wissenschaftliche Qualitätsparameter einbezieht, vor.
"Eine Aufgabe des neu gewählten Bundestags und der nächsten Bundesregierung wird es sein, die Schwächen zu beheben und das Gesundheitssystem zukunftsorientiert vorzustellen", sagt der Vorsitzende des DEKV, Christoph Radbruch. Eine besondere Herausforderung sei dabei die Bewältigung des akuten Fachkräftemangels in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Mit begrenzten Ressourcen müsse eine an den Bedürfnissen der Patienten orientierte, qualitativ hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung sichergestellt sein. Dazu müssten Strukturen geschaffen werden, die einen einfachen Zugang zu einer qualifzierten Gesundheitsversorgung gewähren und den medizinisch-technischen Fortschritt einbeziehen. In den vier Handlungsfeldern Qualität, Vernetzung, Personal und Finanzierung hat der DEKV seine Positionen zusammengefasst.
Qualität
Die Basis einer hochwertigen Versorgung sei ein bundeseinheitlicher Planungs- und Finanzierungsrahmen mit Mindeststandards sowie eine regionale Planung, die evidenzbasierte, wissenschaftliche Qualitätsparamenter einbezieht. Mindestanforderungen würden die Versorgungsqualität stärken. Bestehende Qualitätskriterien wie die Mindestmengen müssten im Hinblick auf ihren beitrag zur Verbesserung der Versorgung und der Patientensicherheit überprüft werden. "Es braucht eine Qualitätspolitik mit Augenmaß", so Radbruch. Zudem fordert der DEKV, dass das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) damit beauftragt werde, einen Zuwendungsindex für die stationäre und tagesstationäre Patientenversorgung zu entwickeln. Dieser müsse in die Qualitätsmessung der Krankenhausversorgung und in den Qualitätsberichten veröffentlicht werden. "Menschliche Zuwendung schafft ein heilungsförderndes und die Gesundung unterstützendes Umfeld", heißt es in der Meldung des DEKV. Sie stelle eine eigene medizinisch-pflegerische Kategorie dar.
Vernetzung
Die Sektorengrenzen müssten durchlässiger werden. Das führe unmittelbar zu einer erhöhten Versorgungsqualität. Auch die Ambulantisierung sei ein aus medizinischer und wirtschaftlicher Sicht nötiger Schritt. Eine sektorenübergreifende Patientenversorgung benötige ein eigenes Budget und eine regionale Koordination. Krankenhäuser sollten sich daher zu regionalen Gesundheitszentren mit einer koordinierenden Rolle in der Vernetzung von ambulanten und stationären Gesundheits- und Sozialleistungen entwickeln. Der DEKV befürwortet zudem quartiersbezogene Patientenlotsen, die über die Regelversorgung finanziert werden und den Patienten bei der Orientierung im Gesundheitswesen unterstützen.
Pflege
Dem Personalmangel könne aus Sicht des DEKV nur mit besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege, mehr Wertschätzung und attraktiven Karrieremöglichkeiten entgegengewirkt werden. Die interprofessionelle Zusammenarbeit in Behandlungsteam müsse gefördert und die Pflege gestärkt werden. Benötigt werde zudem ein modernes, wissenschaftlich fundiertes Pflegebedarfsbemessungsinstrument, das sowohl den Qualifikationsmix als auch die akademische Pflege berücksichtigt. Um Abschlüsse in der akademischen und dualen Pflegeausbildung zu stärken, sei die Ausweitung und Finanzierung der Praxisanleitung zu fördern. Zudem solle die Digitalkompetenz mittels einer bundeweiten Qualifikationsoffensive gestärkt werden, damit eine umfassende digitale Transformation der stationären Versorgung gelingen kann.
Finanzierung
Das DRG-System sei durch die pauschale leistungsorientierte Erstattung geeignet, um Transparenz herzustellen. Bei bedarfsnotwendigen Kliniken, deren Fallzahlen nicht ausreichen, um die durch die Qualitäts- und Strukturvorgaben entstehenden Kosten zu finanzieren, stöße es jedoch an seine Grenzen. Die nicht gedeckten notwendigen Kosten sollten aus Sicht des DEKV durch Steuermittel ausgeglichen werden. "Es ist eine hoheitliche staatliche Aufgabe, die Daseinsfürsorge in den Versorgungsregionen zu finanzieren, in denen Krankenhäuser dies aus eigener wirtschaftlicher Kraftanstrengung nicht schaffen", so Radbruch.