Anhand von beispielhaften Berechnungen zur Schlaganfall- und Herzinfarktversorgung und fünf weiteren Behandlungsindikationen kommt Professor Reinhard Busse zu dem Schluss, dass angeblich hunderte Todesfälle bei der unmittelbaren Versorgung in den bestversorgenden Kliniken verhinderbar wären. Die Berechnung sei risikoadjustiert, unterstreicht der Berliner Gesundheitswissenschaftler.
Widerspruch erhält er vom Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK). Die Darstellungen seien längst auch durch Publikationen von Erika Raab und Susanne Stolpe in ihrer Kernaussage revidiert, schreibt der Verband. Unmittelbare Rückschlüsse auf die Versorgungsqualität in Deutschland ließen die Ergebnisse nicht zu. „Verständlich ist die These, dass sich durch die Auswahl einer Klinik anhand solcher Qualitätsdaten die Chance auf ein gutes Behandlungsergebnis für den Patienten erhöhen kann." Hiergegen gebe es keine wirklichen Bedenken. Gleichzeitig aber lenke Minister Karl Lauterbach vom eigentlichen Knackpunkt des Gesetzes ab: die Regelung der Zuordnungen von Leistungsgruppen an die Krankenhäuser durch das Institut für das Entgeltsystem der Krankenhäuser (InEK) mit einer neuen Software (Grouper) in diesem Gesetz ohne Beteiligung der Länder. Dem könnten die Länder bei gleichzeitig unverbindlichen Zusagen für eine finanzielle Absicherung nicht zustimmen. „Es zeigt ein verfehltes Krisenmanagement des Ministers, der von Qualität spricht, die finanziellen Nöte nicht regelt, aber gleichzeitig die Krankenhausplanung nach Berlin verlegen will“, so VLK- Präsident Michael A. Weber. Die Zuteilung der Leistungsgruppen könne nur gemeinsam mit den Ländern im Referentenentwurf zum Krankenhausversorgungsverbesserungs-gesetz (KHVVG) geregelt werden.
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) reagierte mit einem Appell auf die Vorstellung von Karl Lauterbach und Reinhard Busse in Berlin. „Kehren Sie an den Verhandlungstisch zurück, denn die Krankenhausplanung ist verfassungsrechtlich bei den Bundesländern angesiedelt. Kehren Sie um von ihrem zentralistischen Weg hin zu einem echten Beteiligungsprozess mit den Ländern und den Krankenhausträgern“, schreibt die DKG in einem Papier mit dem Titel „Herr Minister Lauterbach, wachen Sie auf!“.