Die 97 gesetzlichen Krankenkassen haben im ersten Halbjahr 2022 rund 287 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Die Finanzreserven der Krankenkassen schrumpften auf 9,6 Milliarden Euro. Den Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von 143,5 Milliarden Euro standen Ausgaben in Höhe von 143,8 Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,1 Prozent einen Zuwachs von 5,4 Prozent. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz zum Quartalsende lag mit 1,36 Prozent leicht oberhalb des Ende Oktober 2021 für das Jahr 2022 bekannt gegebenen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 1,3 Prozent. Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,1 Prozent. Vor dem Hintergrund der aktuell erheblichen wirtschaftlichen Risiken bleibt die Gesamtjahresentwicklung abzuwarten. „Die gesetzlichen Krankenkassen werden dieses Jahr in den schwarzen Zahlen bleiben. Grund dafür sind größere Rücklagen und ein zusätzlicher Steuerzuschuss von 14 Milliarden Euro. Der entfällt allerdings im kommenden Jahr“, kommentierte Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Zahlen. Der Bundestag ringt derzeit um den Entwurf eines GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (Kabinettsbeschluss: Ende Juli), das ein Defizit von insgesamt 17 Milliarden Euro stopfen soll.
Verwaltungskosten der Kassen gestiegen
Die Krankenkassen verzeichneten im ersten Halbjahr 2022 einen Zuwachs für Leistungsausgaben und Verwaltungskosten von 5,4 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen dabei um 5,2 Prozent, die Verwaltungskosten um 11,3 Prozent. Zu berücksichtigen ist, dass die Rate bei den Leistungsausgaben auf einer Corona-bedingt niedrigen Basis aufsetzt und daher mit Blick auf die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf mit Vorsicht zu interpretieren ist. „Der sehr deutliche Anstieg der Verwaltungskosten ist weiterhin maßgeblich auf die Bildung von hohen Altersrückstellungen einer einzelnen Krankenkasse im ersten Quartal zurückzuführen und dürfte sich im weiteren Jahresverlauf deutlich abflachen“, schreibt das Ministerium.
Hohe Dynamik bei Arzneimittelkosten
Überproportional stark gestiegen sind die Ausgaben für Schutzimpfungen (16,5 Prozent), bei Vorsorge- und Reha (15,9 Prozent) sowie für Heilmittel (12,5 Prozent). Der Anstieg bei den Schutzimpfungen ist vorrangig auf die Gruppe der Herpes-Zoster-Impfstoffe (Impfungen gegen Gürtelrose) zurückzuführen. Die Kosten für Corona-Impfstoffe fallen nicht darunter; diese werden vom Bund finanziert. Bei den Heilmitteln wirken neben Vergütungsanpassungen zum Beginn dieses Jahres auch weiterhin die hohen unterjährigen Preisabschlüsse des Vorjahres, die vor allem im ersten Halbjahr zur Dynamik der Ausgaben beitragen. Die Ausgaben für Arzneimittel wuchsen mit 6,7 Prozent weiterhin überproportional stark und weisen im Vergleich mit den zwei anderen großen Ausgabenbereichen der GKV (Krankenhaus und Ärzte) weiterhin die höchste Dynamik auf.