Aufgrund der Coronakrise rechnen die gesetzlichen Krankenkassen mit knapp fünf Milliarden Euro weniger Einnahmen. Wie hoch die Gesamtbelastungen genau sind, werde sich erst in einigen Monaten herausstellen. Fest stehe aber bereits jetzt, dass die Einnahmen stark sänken, sagte Ulrike Elsner, die Vorstandsvorsitzende des Ersatzkassenverbands VDEK gegenüber der FAZ: "Wir erwarten für 2020 Mindereinnahmen im gesetzlichen Krankenversicherungssystem von 4,8 Milliarden Euro." Schuld daran seien vor allem die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.
Bis Ende April wurde für mehr als zehn Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld beantragt, dreimal so viele wie in der Finanzkrise 2009. Zugleich war, zum ersten Mal in der Nachkriegszeit, die Arbeitslosigkeit im April höher als im März. Die Zahl der Erwerbslosen stieg um 308.000 auf 2,64 Millionen. Für Kurzarbeiter und Arbeitslose fließen den Krankenkassen geringere Beiträge zu. Zu Mindereinnahmen kommt es auch, weil Arbeitgeber die Zahlung der Sozialbeiträge aussetzen dürfen; soeben sind diese Stundungen bis Mai verlängert worden. Die Ersatzkassen hätten daher im März und April 550 Millionen Euro weniger eingenommen, fast acht Prozent ihres Beitragvolumens.
"Wir haben große Sorge, dass die Liquiditätsreserve im Gesundheitsfonds auf zwei Milliarden Euro sinken wird", sagt Verbandschefin Elsner in der FAZ. "Um das aufzustocken, müssten die Kassen mindestens zwei Milliarden Euro aufbringen, die dann im nächsten Jahr fehlen und den Beitragsdruck verstärken." Elsner fordert daher, die Unterdeckung aus Steuermitteln auszugleichen: "Das Coronavirus hat in der Wirtschaft brutal zugeschlagen und trifft auch die gesetzliche Krankenversicherung mit voller Wucht. Die Doppelbelastung aus höheren Ausgaben und geringeren Einnahmen muss der Bund mit Zuschüssen abfedern."